Der ehemalige Landrat Manfred Nahrstedt ist gestorben
Lüneburg, 27.05.2023 - Der Landkreis Lüneburg trauert um seinen ehemaligen Landrat: Gut drei Jahre nach seinem Abschied aus der Politik und seinem Eintritt in den Ruhestand ist Manfred Nahrstedt am vergangenen Mittwoch, 24. Mai, im Alter von 74 Jahren verstorben. Mit Bürgernähe und Menschlichkeit prägte er ab 2006 als Landrat 13 Jahre lang die Politik in und für den Landkreis Lüneburg. Zuvor hatte er sich bereits als Kreistags- und Landtagsabgeordneter sowie auf Samtgemeinde- und Gemeindeebene für die Region stark gemacht. Ende Oktober 2019 gab Manfred Nahrstedt sein politisches Mandat ab.
Zukunftsvertrag für den Schuldenabbau, Schulsanierungen, Jahrhundert-Hochwasser an der Elbe: In seinen 13 Jahren im Amt hat Manfred Nahrstedt als Landrat viel bewegt im Landkreis Lüneburg – vor allem mit Gesprächsbereitschaft und Handeln auf Augenhöhe. Streitthemen ging er dabei nicht aus dem Weg und scheute sich nicht, unangenehme Fragen anzusprechen – ob in der Verwaltung oder in der Politik. Für sein Gegenüber fand Manfred Nahrstedt dabei stets ein offenes Ohr, hörte zu, bündelte Interessen und erreichte so breite Mehrheiten im Kreistag.
In seiner Amtszeit tilgte der Landkreis mithilfe des Zukunftsvertrages rund 105 Millionen Euro Kassenkredite. Gleichzeitig investierte die Verwaltung Millionenbeträge in die Sanierung der kreiseigenen Schulen, schuf so die Voraussetzungen für den Ganztagsbetrieb und sorgte für ein gutes Lernumfeld der rund 26.000 Schüler im Landkreis. Bildung und Kultur, Arbeit und Wirtschaft für die Menschen im gesamten Landkreis Lüneburg sowie die Förderung des Ehrenamtes waren Manfred Nahrstedt wichtig – ebenso wie eine enge und gute Zusammenarbeit mit der Hansestadt Lüneburg unter seinem Wegbegleiter Ulrich Mädge.
Mit den Strukturentwicklungsfonds trieb er als Landrat die Entwicklung der ländlichen Kommunen im Landkreis Lüneburg voran. Besonders in den Blick nahm er dabei die Gemeinde Amt Neuhaus, die erst durch die Rückgliederung 1993 in den Landkreis zurückgekehrt war. In der Bundes- und Landespolitik setzte er sich für den Neubau des Schiffshebewerks in Scharnebeck und den Bau der A39 nach Wolfsburg ein. Mit dem Glasfaser-Ausbau, neuen Konzepten für den öffentlichen Nahverkehr und dem Bau der LKH Arena schob Manfred Nahrstedt wichtige und zukunftsweisende Infrastrukturprojekte im Landkreis Lüneburg an. Die LKH Arena sorgte aufgrund der Kostenexplosion während des Baus zugleich für heftige politische Auseinandersetzungen und für die Einschaltung der Kommunalaufsicht.
Dass Manfred Nahrstedt auch ein Machtpolitiker war, zeigte sich bei der Landratswahl 2014, zu der er trotz seines fortgeschrittenen Alters aufgrund von Änderungen im Wahlrecht überraschend noch einmal antreten durfte. Dadurch trat er zusammen mit seiner früheren Kreisrätin Monika Scherf (CDU) an, die bereits zuvor ihre Kandidatur bekanntgegeben hatte. Nahrstedt gewann, Scherf verließ das Kreishaus.
Geboren in Ochtmersleben, machte Nahrstedt zunächst eine Lehre als Industriekaufmann. In der von Bodelschwinghschen Stiftung Bethel bei Bielefeld betreute er als junger Mann Menschen mit Behinderung, lernte Erzieher, studierte schließlich auf dem zweiten Bildungsweg Sozialpädagogik. Inklusion und ein fairer Umgang miteinander waren ihm ein großes Anliegen und prägten sein Leben. Von Bielefeld führte ihn der Weg nach Lüneburg ins Landesjugendamt – und in seine Wahlheimat Oldendorf (Luhe), wo er bis zuletzt mit seiner Familie und Freunden auf einem alten Hof an der Luhe lebte. Dort konnte der leidenschaftliche Musik- und Vinyl-Fan abschalten, genau wie bei seinem Lieblingsfußballverein FC St. Pauli, bei Radtouren oder als Landrat bei langen Fahrten im Auto durch den Landkreis und Niedersachsen.
Bei seinem Abschied Ende Oktober 2019 gab Manfred Nahrstedt seinen Dank an Verwaltung und Kreistag weiter: "Ich finde, wir haben gemeinsam in den letzten 13 Jahren für die Menschen in unserem Landkreis einiges auf die Reihe gekriegt, der Landkreis ist gut aufgestellt." Seinem Nachfolger hinterlasse er „einen der schönsten und interessantesten Arbeitsplätze unserer Region.“ Und so öffnete er wie selbstverständlich seinem Nachfolger Jens Böther die Tür zur Kreisverwaltung, bezog ihn bei zukunftsweisenden Entscheidungen mit ein und zeigte so abschließend, wie Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinaus – für die Menschen im Landkreis – funktionieren kann.
◼︎ Zur Person
Manfred Nahrstedt wurde 1948 in Ochtmersleben bei Magdeburg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Bielefeld absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann in einer chemischen Fabrik und arbeitete anschließend in einer Bielefelder Hemdenfabrik. Während der Ersatzdienstzeit in den Jahren 1970/71 ließ sich Manfred Nahrstedt zum Krankenpflegehelfer ausbilden. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum Erzieher. In diesem Beruf arbeitete er im Kinder- und Jugendbereich in Bethel, bevor er sich für ein Studium der Diplom-Sozialpädagogik entschied. Danach war er beim Niedersächsischen Landesjugendamt in Lüneburg tätig.
In den Jahren 1990 bis 2006 war Manfred Nahrstedt Mitglied im Rat der Gemeinde Oldendorf (Luhe). Von 1996 bis 2006 gehörte er dem Rat der Samtgemeinde Amelinghausen und dem Lüneburger Kreistag an. Von 2001 bis 2006 war Nahrstedt Fraktionsvorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion.
Zeitgleich war er von 2003 bis 2006 Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Am 1. November 2006 trat Landrat Manfred Nahrstedt sein Amt für acht Jahre, bis zum 31. Oktober 2014, an. Bei der Wahl für die Amtszeit ab November 2014 wurde er mit 50,5 Prozent der Stimmen für weitere sieben Jahre wiedergewählt. Im Kreistag am 5. November 2018 hat er angekündigt, seine Amtszeit zum 31. Oktober 2019 zu beenden.
Manfred Nahrstedt hinterlässt seine Ehefrau Elena und seinen Sohn mit Familie.
Ein Kondolenzbuch liegt ab Dienstag, 30. Mai, bis einschließlich Donnerstag, 1. Juni, öffentlich in der Kreisverwaltung, Eingang Landrat, Auf dem Michaeliskloster 4 in Lüneburg aus. Die Tür ist von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet.