Beherbergungsbetrieben fehlt Wirtschaftlichkeit für Wiederöffnung
Lüneburg, 12.05.2021 - Eigentlich haben Hotels, Herbergen und Übernachtungsanbieter lange darauf gewartet, denn seit Montag dürfen sie ihre Betriebe wieder öffnen. Allerdings nur unter Einschränkungen. Deshalb will auch nur rund die Hälfte der Beherbergungsbetriebe von der neuen Möglichkeit auch Gebrauch machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Blitzumfrage der IHK Niedersachsen (IHKN). Als Hauptgrund für die Zurückhaltung wird fehlende Wirtschaftlichkeit genannt.
Für 49 Prozent komme eine Wiederöffnung unter den jetzigen Bedingungen nicht in Frage, eine Öffnung wäre nicht wirtschaftlich, teilt die IHKN mit. Die Blitzumfrage sei unter 700 Beherbergungsbetrieben durchgeführt worden, 226 davon aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW).
"Die Unternehmen stehen unter Druck und müssen Einbußen aufgrund der Lockdowns aufholen – doch laut Verordnung dürfen sie ihre Kapazitäten nur zu 60 Prozent nutzen. Damit ist ein Neustart mit Rückenwind kaum zu leisten, zumal viele aufgrund der kurzfristigen Entscheidung zur Wiedereröffnung auch vor der Herausforderung stehen, von jetzt auf gleich die neue Verordnung organisatorisch umzusetzen und ausreichend Personal bereitzustellen", sagt Michael Wilkens, stellvertretender IHKLW-Hauptgeschäftsführer.
◼︎ Vorlaufzeit zu kurz
Die kurze Vorlaufzeit sehen 25 Prozent der Betriebe als Problem. "Die Öffnungsperspektive wurde erst am 4. Mai von der Landesregierung angekündigt, drei Tage vor Öffnung war die Verordnung noch nicht veröffentlicht. Das ist für viele Betriebe viel zu kurzfristig", ergänzt IHKLW-Tourismusexpertin Dorit Siebenbrodt. Im Schnitt brauche ein Hotel beispielsweise zwei bis drei Wochen, um wieder hochzufahren.
Auch verschärfe sich derzeit die Arbeitsmarktsituation. Viele Saisonkräfte stünden aufgrund des späten Starts nicht mehr zur Verfügung. So führe fehlendes Personal bei neun Prozent der Betriebe dazu, dass noch nicht geöffnet werden kann. Weitere 16 Prozent der Betriebe können aufgrund hoher Inzidenzwerte und der entsprechenden Grenzen im Infektionsschutzgesetz noch nicht öffnen.
◼︎ Kritik an Landeskinderregelung
Kritisch sieht die IHKLW die sogenannte Landeskinderregelung, die Gäste aus anderen Bundesländern aktuell ausschließt. „Für viele Hoteliers sind die Touristen aus anderen Bundesländern überlebenswichtig. Es ist nicht zu vermitteln, warum diese Gäste auch mit einem negativen Corona-Test nicht anreisen dürfen. Unsere IHKLW begrüßt daher die Ankündigung der Landesregierung, touristische Übernachtungen in der nächsten Lockerungsstufe auch für Gäste aus anderen Bundesländern zu ermöglichen", sagt Wilkens. Auch dass die Landesregierung die tägliche Testpflicht nicht in die neue Verordnung mit aufgenommen hat, sei eine richtige Entscheidung. Denn, auch das habe die Umfrage gezeigt, für einen Großteil der Betriebe sei der damit verbundene Aufwand ohnehin kaum zu stemmen.
Auch die Verunsicherung in der Branche sei nach wie vor groß: 40 Prozent der Betriebe hätten angegeben, noch nicht zu wissen, wann sie öffnen werden. Ein Teil der derzeit noch geschlossenen Betriebe hat aber schon ein Öffnungsdatum vor Augen. Demnach wollen zwölf Prozent noch vor Pfingsten öffnen, ein gutes Drittel (37 Prozent) Anfang Juni.