IHK kritisiert unzureichendes Angebot an Kita-Plätzen - Familienfreundliche Arbeitsplätze sollen Fachkräfte sichern
Lüneburg, 31.07.2014 - Seit einem Jahr haben Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Bund, Länder und Kommunen streben ein bedarfsgerechtes Angebot für Kinder in den ersten drei Lebensjahren an. "Doch bisher sind sie diesen Ansprüchen nicht gerecht geworden", sagt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg. Das Angebot an Kita-Plätzen sei unzureichend, die Öffnungszeiten häufig noch nicht flexibel genug. Zeinert fühlt sich in seiner Einschätzung durch eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter rund 1.600 Unternehmen bestätigt.
Laut IHK zeige das Unternehmensbarometer auf, dass sechs von zehn Unternehmen sich in ihren betrieblichen Abläufen durch ein unzureichendes Betreuungsangebot eingeschränkt fühlen. In mehr als zwei Dritteln der befragten Betriebe müssten Mitarbeiter wegen fehlender Nachmittagsbetreuung ihre Arbeitszeiten reduzieren.
"Der Weg zu einem bedarfsgerechten Betreuungsangebot ist noch lang", sagt Zeinert. Unternehmen setzten deshalb zunehmend auf Selbsthilfe. Sie bieten zum Beispiel flexible Arbeitszeiten an, finanzielle Unterstützung für Betreuung oder gar eigene Betreuungslösungen in Form von Betriebskitas oder in Kooperation mit Tagesmüttern. Sie hoffen, durch familienfreundliche Arbeitsplätze Fachkräfte an die Region und an das Unternehmen binden zu können.
Mit der IHK-Zukunftsinitiative hierjetztmorgen arbeitet die Kammer angemeinsam mit Unternehmern, Experten aus Kommunalpolitik, Verbänden, Arbeitsagenturen und Hochschulen an einem Masterplan zur Fachkräftesicherung. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehe dabei im Mittelpunkt. Die Initiative plant zum Beispiel eine Servicestelle Beruf und Familie, die Berufstätige mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen berät und begleitet, konkrete Lösungen schafft und Betriebe bei der Umsetzung familienfreundlicher Maßnahmen unterstützt. Außerdem ist ein Netzwerk vorgesehen, das Vertreter von Landkreisen, Städten, Kommunen und Unternehmen zusammenbringt, um die Familienfreundlichkeit der Region zu verbessern.
"Für bedarfsgerechte Kita-Plätze sind vor allem die Kommunen verantwortlich", sagt Zeinert. Die Region könnten nur von allen gemeinsam familienfreundlich gestaltet werden. Die IHK wirbt vor diesem Hintergrund für ein enges Miteinander von Wirtschaft und Kommunen. "Wir wollen nicht darüber streiten, was warum nicht geht, sondern gemeinsam so viel wie möglich umsetzen."