IHKLW-Umfrage: Regionale Wirtschaft hängt im Dauertief fest
Lüneburg, 21.10.2025 - "Die Wirtschaft im Nordosten Niedersachsens steckt weiter fest, von Aufbruch keine Spur", schreibt die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) anlässlich der ernüchternden Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Kammer. Danach sinkt der IHKLW-Konjunkturklimaindikator um weitere zehn Punkte auf nur noch 84. Seit vier Jahren verharrt der wichtige Stimmungsindikator damit unter dem neutralen Wert von 100.
Im September und Oktober waren 537 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle nach ihrer Einschätzung zur aktuellen und zukünftigen Geschäftslage befragt worden. Angesichts des wenig erfreulichen Ergebnisses bekräftigt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert die Forderung nach einer Wirtschaftspolitik, die Investitionen und Wachstum in den Mittelpunkt stellt: "Produktivität und Wirtschaftskraft müssen schneller wachsen als die Sozialausgaben. Das gelingt nur mit Strukturreformen und nicht mit Steuererhöhungen."
◼︎ Skepsis wächst, Rezession verfestigt sich
Nur noch knapp jedes fünfte Unternehmen bewertet seine Geschäftslage als gut, 52 Prozent als befriedigend. 29 Prozent stufen sie als schlecht ein. Noch düsterer sind die Erwartungen: 31 Prozent rechnen mit weiteren Rückgängen, nur neun Prozent erwarten eine Verbesserung. "Die Unternehmen stecken in einer jahrelangen Rezession fest", warnt Zeinert. "Der von Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigte 'Herbst der Reformen' darf deshalb kein Lippenbekenntnis bleiben." Jetzt brauche es entschlossenes Handeln, um den Standort zu stärken, Vertrauen zurückzugewinnen, Wachstum zu ermöglichen. Die bisher beschlossenen Maßnahmen reichten nicht aus.
◼︎ Großhandel im Aufwind
Ein Lichtblick ist der Großhandel. Sein Klimaindikator steigt um sieben Punkte auf 78, was laut IHKLW aber immer noch ein "bescheidener Wert" sei. Industrie, Einzelhandel und Dienstleister hingegen verlieren weiter an Zuversicht. In der Industrie bricht der Indikator sogar um 20 Punkte auf 75 ein. Zeinert fordert Gegenmaßnahmen, unter anderem die ersatzlose Streichung des Lieferkettengesetzes statt eines weiteren "Herumredigierens".
◼︎ Investitionen brechen ein
Im Zusammenhang mit einer schwachen Nachfrage im Inland wie im Ausland ist laut der aktuellen Umfrage auch die Investitionsbereitschaft weiter gesunken. 31 Prozent der Betriebe wollen ihre Budgets kürzen, nur 25 Prozent planen Ausweitungen. Die meisten investierten in Ersatzbedarf und Rationalisierung statt in Innovation und Zukunftstechnologie. Zeinert sieht darin ein Alarmsignal: "Solange die Unternehmen kein Vertrauen in stabile Rahmenbedingungen haben, bleibt die Investitionszurückhaltung. Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen schlanker und schneller werden – durch Vereinfachung und Digitalisierung."
Zwar bewertet Zeinert die Einsetzung einer Digitalisierungs-Koordinatorin durch die Landesregierung in Hannover positiv, der Handlungsdruck aber bleibe: Denn Niedersachsen belegt im Bitkom-Digitalranking der Bundesländer in der Kategorie "Governance & digitale Verwaltung" nur Platz zwölf.

