Stimmung in den Betrieben hellt sich nur leicht auf – Zurückhaltung bei den Investitionen
18.01.2025 - Die Stimmung der Unternehmen im Wirtschaftsraum Nordostniedersachsen hat sich im vierten Quartal 2024 etwas aus ihrem Tief gelöst – bleibt aber weiterhin stark angespannt. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) hervor, bei der im Dezember und Januar 217 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige Wirtschaftslage eingeschätzt haben. Danach hat der Konjunkturklimaindikator um zwei Punkte auf 82 Punkte zugelegt. Dennoch bleibt der Wert deutlich unter den 106 Punkten vor Beginn der Coronapandemie.
Die Probleme, unter denen die Unternehmen leiden, sind unverändert. "Nach wie vor wird die regionale Wirtschaft durch hohe Energie- und Arbeitskosten, erhebliche Steuerlasten und die ausufernde Bürokratie gebremst", sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. "Zudem schwächelt die Nachfrage nach Produkten im In- und Ausland. Die Betriebe halten aus diesem Grund Investitionen zurück und warten ab." Nur jedes fünfte Unternehmen beabsichtige, seine Investitionen zu steigern.
Wenn Unternehmen sich in einer Zeit der Transformation hin zur Klimaneutralität, Künstlicher Intelligenz und zunehmender Digitalisierung gegen Investitionen entscheiden, offenbare dies das Misstrauen der Unternehmen in die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, schlussfolgert Zeinert. "Für mehr Investitionsbereitschaft brauchen die Unternehmen dringend spürbar niedrigere Energiepreise, eine investitionsfreundliche Unternehmenssteuerreform, die komplette Abschaffung des Solidaritätszuschlages und erhebliche bürokratische Entlastungen."
Zeinert sieht auch die neue EU-Kommission an der Reformfront gefordert. Sie müsse ihr Versprechen einlösen, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die EU-Bürokratielasten um 25 Prozent zu reduzieren. Das gelte angesichts des Regierungswechsels in den USA und der neuen geopolitischen und geoökonomischen Rahmenbedingungen mehr denn je. "Es ist höchste Zeit, den EU-Bürokratieabbau zügig umzusetzen, damit die Wirtschaftsstandorte in der EU nicht von China und den USA abgehängt werden", so Zeinert.
◼︎ Industrie schwächelt weiter
Während sich die Stimmung der übrigen Wirtschaftsbereiche etwas aufhellt, ist die Industrie die einzige Branche, deren Konjunkturklimaindex trotz des ohnehin niedrigen Niveaus noch einmal leicht um zwei Punkte auf 72 Punkte zurückgegangen ist. "In der Industrie drückt vor allem das erwartete rückläufige Exportgeschäft gewaltig auf die Stimmung", so Zeinert.
Der Klimaindex des Großhandels legt am stärksten zu und verbessert sich um 18 auf 76 Punkte. Auch der Indikatorwert der Dienstleister kann um zwei Punkte zulegen und erreicht einen Wert von 93 Punkten.
"Ein weiterer Lichtblick im regionalen Konjunkturbericht ist die Zuversicht der regionalen Einzelhändler", sagt Zeinert. So sei der Konjunkturklimaindex des Einzelhandels trotz des durchwachsenen Weihnachtsgeschäfts aufgrund der für 2025 erwarteten positiven Geschäftsentwicklung um zwei Punkte auf aktuell 94 Punkte gestiegen. Die Kundschaft werde in Nordostniedersachsen konsumfreudiger eingeschätzt als in Niedersachsen insgesamt.
◼︎ Nur jedes zehnte Unternehmen zeigt sich optimistisch
Der Anstieg des IHK-Konjunkturklimaindikators der Gesamtwirtschaft beruht zum einen auf den leicht verbesserten Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage und zum anderen auf den nicht mehr ganz so düsteren Geschäftsprognosen: 21 Prozent der befragten Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage als gut, 48 Prozent sehen sie als befriedigend an. Fast ein Drittel aller Unternehmen beurteilt seine Situation jedoch als schlecht und auch die Aussichten auf die Geschäftsentwicklung sind von Skepsis geprägt.
Gegenwärtig rechnen 35 Prozent der befragten Unternehmen mit geschäftlichen Einbußen, 56 Prozent meinen, ihr Geschäftsniveau halten zu können. An eine Aufhellung seiner Geschäftstätigkeit glaube allerdings nur jedes zehnte Unternehmen. Damit würden die negativen Vorhersagen zwar immer noch deutlich überwiegen, der Blick nach vorn falle jedoch nicht mehr so umfassend pessimistisch aus wie im dritten Quartal 2024.