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Stimmung sackt weiter ab

Konjunkturklima erreicht neuen Tiefpunkt – Unternehmen halten Investitionen zurück

Sorgt nicht für gute Stimmung: der aktuelle Konjunkturklimabericht der IHKLW. Grafik: IHKLWLüneburg, 21.10.2024 - Die Unternehmen im Wirtschaftsraum Nordostniedersachsen blicken mit großen Sorgen in die Zukunft. Die konjunkturelle Stimmung hat sich im dritten Quartal 2024 erneut eingetrübt. Das zeigt die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), bei der im September und Oktober 212 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige Wirtschaftslage eingeschätzt haben. Der IHK-Konjunkturklimaindikator hat sich um vier Punkte abgeschwächt und fällt auf nur noch 80 Punkte. Damit liegt der Wert deutlich unter den 106 Punkten unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie.

"Die Unternehmen haben sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die erwarteten Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten pessimistischer eingeschätzt als im Vorquartal", fasst IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert zusammen. Hinzu komme, dass 41 Prozent der Unternehmen beabsichtigen, weniger zu investieren, aber nur 22 Prozent planen, ihre Investitionen zu steigern.

"Diese schlechte Stimmung und die ausprägt schwache Investitionsbereitschaft der regionalen Wirtschaft sind ein toxisches Gemisch und zugleich deutliches Alarmsignal an die Politik", sagt Zeinert. "Wenn Unternehmen sich in einer Zeit der Transformation hin zur Klimaneutralität, Künstlicher Intelligenz und zunehmender Digitalisierung gegen Investitionen entscheiden, offenbart das die schlechten Rahmenbedingungen. Für mehr Investitionsbereitschaft brauchen die Unternehmen dringend spürbar niedrigere Energiepreise und erhebliche bürokratische Entlastungen. Deshalb hoffen wir, dass die neue EU-Kommission das Versprechen einlöst, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die EU-Bürokratielasten um 25 Prozent zu reduzieren."

◼︎ "Unternehmerische Freiheit nicht ausbremsen"

Mit Blick auf die Bundestagswahl in Deutschland mahnt der IHKLW-Chef: "Die Unternehmen stellen sich ihrer Verantwortung bei Innovation und Fortschritt, viele gehen beispielsweise beim Klimaschutz auch ohne politische Vorgaben eigenverantwortlich erfolgreiche Wege. Gerade angesichts multipler Krisen muss die Politik mehr auf das unternehmerische Engagement und die Kreativität im Land setzen, statt die unternehmerische Freiheit durch komplexe Regeln, sich widersprechende Vorschriften und Detailsteuerung auszubremsen.“ 

◼︎ Geringe Auftragseingäne in der Industrie

Die aktuell geringe Dynamik des Konjunkturgeschehens zeigt auch ein Blick auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche. Die Konjunkturklimaindikatoren für alle betrachteten Branchen liegen deutlich unter dem neutralen Wert von 100. In der Industrie drücken das schwächelnde Exportgeschäft und geringere Auftragseingänge auf die Stimmung. Die Industrieunternehmen verzeichnen mit einem Indexwert in Höhe von 74 Punkten einen Rückgang um neun Punkte. Zwar wird die aktuelle Geschäftslage nicht so skeptisch eingeschätzt wie im Vorquartal, aber die Zukunft wird skeptisch beurteilt: Lediglich acht Prozent der Industriebetriebe erwarten ein steigendes Geschäftsvolumen, während 42 Prozent in den kommenden Monaten mit schlechteren Geschäften rechnen. 

◼︎ Verbesserte Stimmung im Einzelhandel

Als "kleinen Lichtblick" im regionalen Konjunkturgeschehen bezeichnet die Kammer die verbesserte Stimmung und Zuversicht der Einzelhändler in Nordostniedersachsen. Denn der Konjunkturklimaindex des Einzelhandels sei aufgrund des vergleichsweise guten Geschäfts des regionalen Online-Versandhandels gegen den Landestrend um sieben Punkte auf aktuell 92 Punkte gestiegen. Sowohl die aktuelle Geschäftslage im Herbst als auch die Geschäfte in den kommenden Monaten schätzen die Einzelhändler in der Region optimistischer ein als noch im Sommer. 

Auch der Wert des Großhandels hat sich um einen Punkt auf 62 Punkte verbessert, verharrt damit jedoch auf sehr niedrigem Niveau. Der Klimaindikator der Dienstleistungswirtschaft ist um 5 Punkte auf 91 Punkte gesunken.

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