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Aus der Not geboren

Vor 30 Jahren wurde die Wirtschaftsförderung Lüneburg ins Leben gerufen

Die drei Geschäftsführer der WLG: (v.l.) Jürgen Enkelmann (2006-2023), Klaus Dützmann (1993-2005) und Mario Leupold (ab Oktober 2023). Foto: WLGLüneburg, 02.10.2023 - Wirtschaftsförderung in Lüneburg, Bundeswehr und deutsche Wiedervereinigung – was hat das eine mit dem anderen zu tun? Viel. Denn mit der Wende zog es viele Unternehmen dank massiver staatlicher Unterstützung in den Osten, auch einige aus Lüneburg. Zugleich war die Region plötzlich nicht mehr Zonenrandgebiet, wichtige Fördermittel vielen weg. Und auch die Bundeswehr zog aus der Stadt ab. Stadt und Kreis mussten reagieren – und gründeten vor dreißig Jahren die Wirtschaftsförderungs-GmbH (WLG).

Das Gründungsjahr 1993 fiel in eine Zeit großer Umbrüche. Immer mehr Unternehmen drohten abzuwandern, zu verlockend die staatlichen Subventionen für jeden, der sich im Osten als Unternehmer niederlassen wollte. Dem Ruf des günstigen Geldes konnten auch einige Lüneburger Unternehmen nicht widerstehen, sie schlossen kurzerhand im Westen ihre Tore und machten sie oft nur wenige Kilometer hinter der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze wieder auf. 

Weil sich aber auch die Bundeswehr vom Standort Lüneburg weitestgehend verabschiedete, prägten bedeutende Konversionsprojekte die ersten Jahre. Uni-Campus, Stadtkoppel, Behördenviertel Ost, Speicherquartier und Lünepark entstanden – und sorgten für Beschäftigung. In den einstigen Liegenschaften von Bundeswehr und Bundespolizei arbeiten heute weit mehr als 5.000 Menschen – auch mit Hilfe der WLG. "Industrie und Gewerbe entwickelten sich vor allem im Osten der Stadt", resümiert der damalige Geschäftsführer Klaus Dützmann (1993 bis 2005). "Aus Existenzgründern wurden wichtige Arbeitgeber."

Mit der Entscheidung zur Gründung der Lüneburg Marketing GmbH im Jahr 2000 wurde die Zuständigkeit für die Bereiche Tourismus und City-Management aus der Wirtschaftsförderung ausgegliedert. 2001 erfolgte die Umfirmierung in die "Wirtschaftsförderungs-GmbH für Stadt und Landkreis Lüneburg", wie sie auch jetzt noch heißt.

Zur Unterstützung von Startups übernahm die WLG im Jahr 2008 die operative Geschäftsführung des Innovations- und Gründerzentrums e.novum in Lüneburg – eines von nur zehn Gründerzentren in ganz Niedersachsen. Seit 2017 betreibt die WLG mit dem "Elevator LG" einen Accelerator. Er bietet ein spezielles Betreuungsangebot für Startups aus den Bereichen Medien und IT. Damit werden Gründer gezielt dabei unterstützt, ihre Ideen schnellstmöglich zu Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln. 

◼︎ Arbeitslosenquote halbiert

"Mit unseren Angeboten leisteten wir unseren Beitrag dazu, dass die Arbeitslosenquote von 10,4 Prozent im Jahr 2006 auf durchschnittlich 5,5 Prozent bis zum Jahr 2022 sank", sagt Jürgen Enkelmann, der seit 2006 die Geschäfte der WLG führt, Ende dieses Jahres aber in den Ruhestand geht. In dieser Zeit stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Lüneburg von rund 52.900 auf 72.400 – ein Plus von fast 40 Prozent. "Hieran hat die positive Beschäftigungsentwicklung in den Wirtschaftsunternehmen einen erheblichen Anteil. Durch die Einführung regionalisierter Teilbudgets konnte der Fördermitteleinsatz je neu geschaffenem Arbeitsplatz in Unternehmen von ca. 22.000 Euro auf rund 9.000 Euro und damit um 60 Prozent gesenkt werden. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen ein starkes Argument für eine regionalisierte Wirtschaftsförderung, die erstmals auch Kleinunternehmen erreichte", erläutert Enkelmann.

Enkelmann-Nachfolger Mario Leupold, der bereits seit dem 1. Oktober mit an Bord der WLG ist, will die bisherige Strategie fortsetzen und die regionale Wirtschaft in ihrer Entwicklung weiter unterstützen. "Die Unternehmen in der Region werden ihre Geschäftsmodelle und Strukturen stetig weiterentwickeln. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Veränderungen sind wichtige Innovationstreiber. Wir sind auch in Zukunft ein verlässlicher Partner der Unternehmen und unterstützen sie dabei, die Chancen des Wandels für den wirtschaftlichen Erfolg zu nutzen."

Wichtig wird es aber sein, Unternehmen auch Platz zur Ansiedlung zu geben. Das Gewerbegebiet Bilmer Berg ist begrenzt, in der Diskussion ist die Schaffung von Bilmer Berg II östlich davon. Doch dazu braucht es klare politische Zielsetzungen und Entscheidungen. Die sind bislang aber noch nicht zu erkennen.

Hintergrund
Gegründet wurde die Gesellschaft 1993 als "Lüneburg Wirtschaft und Touristik GmbH – Stadt und Landkreis Lüneburg", zuvor war die Wirtschaftsförderung als Stabsstelle bei den Kommunen angesiedelt. Mit Gründung der Lüneburg Marketing GmbH im Jahr 2000 übernahm die neue Gesellschaft die Bereiche Tourismus und City-Management, seit 2001 firmiert die Wirtschaftsförderung als "Wirtschaftsförderungs-GmbH für Stadt und Landkreis Lüneburg" (WLG). Die WLG ist eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Lüneburg und wird mitfinanziert von Hansestadt und Landkreis Lüneburg.

 

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