Wird Lüneburg zum Verlierer beim Wettbewerb um zahlungskräftige Kunden?
Lüneburg, 11.12.2022 - Wird Lüneburg als zugkräftiger Einkaufs- und Tourismus-Standort abgehängt? Um genau darum geht es bei der Frage, ob das Designer Outlet nahe Soltau (DOS) noch größer werden darf. Ein Termin, zu dem das Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg (ArL) als zuständige Planungsbehörde eingeladen hatte, brachte keine Lösung – dafür neue Fragen.
"Wenn es darum geht, die Auswirkungen eines Einzelhandelsgroßprojekts auf Innenstädte und Ortsmitten zu prüfen, sind viele fachliche Punkte zu klären. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, in welchem Umfang die umliegenden Innenstädte durch die zusätzlichen Umsätze im DOS betroffen sind und wie diese Auswirkungen zu bewerten sind", erläuterte Harald Kätker, der beim Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg das Raumordnungsverfahren betreut, den Hintergrund zu dem Austausch.
◼︎ IHK kritisiert Nichteinhaltung von Vorgaben
Der fand vor zwei Tagen auf Einladung des Amts in der Alten Reithalle in Soltau statt. Rund 25 Teilnehmer aus der Region waren gekommen, ihnen wurden die Pläne zur Erweiterung des Designer-Outlets in Soltau erörtert. Mit dabei: Vertreter von Städten, Gemeinden, Landkreisen und Kammern aus dem näheren und weiteren Umfeld Soltaus.
Im Mittelpunkt des Austauschs stand dabei vor allem diese Frag: Welche Auswirkungen hat die Center-Erweiterung auf Einzelhandel, Innenstädte und Tourismus auf die gesamte Region? So erinnerte beispielsweise die IHK Lüneburg-Wolfsburg daran, dass mehrere Vorgaben der Landesraumordnung – unter anderem zur Größe und zum Standort großflächiger Einzelhandelsprojekte – durch die beabsichtigte Erweiterung des Designer Outlets nicht eingehalten würden.
Nachfragen gab es aber auch zu den erwartbaren touristischen Folgen einer Center-Erweiterung. Hierzu erläuterte der von der Stadt Soltau beauftragte Tourismus-Experte wenig überraschend, dass ein vergrößertes Center in der Lage sein werde, auch Besucher aus größerer Entfernung nach Soltau zu locken. Kundenbefragungen hätten gezeigt, dass ein Teil dieser Besucher auch Angebote außerhalb des DOS nutzen würde – Restaurants in der Innenstadt von Soltau etwa – oder ergänzend eine Tourismus-Attraktion in der Region aufsuchen, so den Heidepark Soltau oder den Serengetipark in Hodenhagen.
◼︎ Soltau kämpt um DOS
Und Lüneburg? Von Stellungnahmen oder Forderungen von Vertretern der Hansestadt und deren Bedenken wurde nichts berichtet.
Eine solche Stellungnahme der Stadt Lüneburg wäre aber dringend erforderlich gewesen. Denn auf der Grundlage für die Beratungen in Soltau und den mehr als 60 Stellungnahmen, die beim ArL Lüneburg hierzu eingegangen waren, will das ArL Lüneburg in den nächsten Wochen prüfen, ob und inwieweit die Planung der Stadt Soltau als raumverträglich bewertet werden kann.
Der Abschluss des Raumordnungsverfahrens ist für das erste Quartal 2023 angestrebt. Aufbauend auf diesen Prüfschritt wird die oberste Landesplanung – das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – ein Zielabweichungsverfahren durchführen. Den zugehörigen Antrag hat die Stadt Soltau bereits gestellt.