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Ringen ums Grundwasser geht weiter

Bürgerinitiative übergibt 4.600 Unterschriften – Coca-Cola ändert Vertriebsstrategie

Presserummel: Die Übergabe der Unterschriften an Jens Böther wollten sich die lokalen Medien nicht entgehen lassen. Foto: Landkreis LüneburgLüneburg, 09.10.2020 - Die Lüneburger Bürgerinitiative "Unser Wasser" macht weiter Druck. Knapp 4.600 Unterschriften überreichte sie am Mittwoch Landrat Jens Böther. Ihr Ziel: Das Grundwasser für kommende Generationen schützen, einen neuen Mineralwasser-Brunnen der Coca-Cola-Tochter Apollinaris Brands im Landkreis verhindern. Böther nahm das Unterschriften-Paket entgegen, dankte für das Engagement der BI, machte aber auch die Position des Landkreises deutlich.

"Als Untere Wasserbehörde haben wir eine ganz klare Aufgabe: Wir müssen das Antragsverfahren zur Wasserentnahme von Apollinaris Brands sauber und rechtssicher abarbeiten – daran führt kein Weg vorbei", sagte Böther bei der Entgegegnnahme des Unterschriften-Pakets, das ihm von Bettina Schröder-Henning und Cormelia Höllger, den beiden Sprecherinnen der BI, überreicht wurde.

Böther wies zugleich auf die bestehende Gesetzeslage hin: Danach darf durch die Entnahme kein Schaden für die Natur entstehen, und es muss auch künftig genug Wasser für alle verfügbar sein. "Dazu muss das Unternehmen umfangreiche Gutachten und Unterlagen liefern, die von uns als Landkreis und zahlreichen weiteren Experten kritisch hinterfragt werden." Das aber ist eines der Kritikpunkte der BI, die unabhängige Gutachten fordert.

Zum Hintergrund:
Apollinaris Brands möchte im Landkreis Lüneburg mit einem neuen Brunnen bei Reppenstedt 350.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr aus einer Tiefe von etwa 195 Metern fördern. Damit könnte das Unternehmen, das bereits eine Produktionsstätte für sein Mineralwasser "Vio" mit zwei Brunnen im Lüneburger Stadtgebiet betreibt, seine Fördermenge auf 700.000 Kubikmeter pro Jahr verdoppeln. Ein Pumpversuch – notwendig für das Genehmigungsverfahren zur Wasserentnahme – soll in Kürze starten. Insgesamt werden im Landkreis Lüneburg jährlich etwa 29 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen und für unterschiedliche Zwecke wie Trinkwasserversorgung, Feldberegnung und industrielle Zwecke verwendet. Gegen den neuen Brunnen hatten Ende August 2020 rund 1.200 Bürger auf dem Lüneburger Marktplatz demonstriert. Vor zwei Wochen hatten Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Landrat Jens Böther rund 90.000 Unterschriften einer Online-Petition unter dem Motto "Unser Wasser gehört uns" entgegengenommen.

 

◼︎ Coca-Cola nimmt Apollinaris aus den Regalen

Während Coca-Cola seine Aktivitäten um "Vio" am Standort Lüneburg weiter ausbaut, schlägt der Konzern bei seinem Mineralwasser "Apollinaris" künftig andere Wege ein. Danach wird die Traditionsmarke aus Bad Neuenahr ab März 2021 nicht mehr im Handel, sondern ausschließlich im Außer-Haus-Markt erhältlich sein. Zur Begründung wird angeführt, dass es sich um ein kleiner werdendes Marktsegment handelt, das sich erschwerend durch sehr niedrige Preise auszeichne. 

Im Handel konzentriert sich Coca-Cola auf das in Lüneburg produzierte "Vio". In der Gastronomie und Hotellerie werden wie bisher beide Getränkemarken angeboten.

Mit der Änderung der Vertreibsstrategie ist auch ein Stellenabbau verbunden. Wie der Nachrichtensender "ntv" berichtet, sollen dabei 485 Jobs gestrichen, parallel aber rund 120 neue Arbeitsplätze an anderer Stelle geschaffen werden. Lüneburg ist von den Plänen nicht betroffen, teilte das Unternehmen gegenüber LGheute mit.

Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH (CCEP DE) ist mit einem Absatzvolumen von mehr als 3,8 Milliarden Litern (2019) das nach eigenen Angaben größte deutsche Getränkeunternehmen. Das Unternehmen betreut rund 325.000 Handels- und Gastronomiekunden und beschäftigt rund 7.500 Mitarbeiter. CCEP DE ist Teil von Coca-Cola European Partners (CCEP), einem der führenden Konsumgüterhersteller in Europa. CCEP bedient über 300 Millionen Konsumenten in 13 Ländern mit alkoholfreien Getränken.

 

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