Feuerwehr, Kreisverwaltung, Bundeswehr und THW probten einen Tag lang den Katastrophenfall
Lüneburg, 21.10.2021 - Ohrenbetäubender Lärm erschüttert am frühen Morgen die Lüneburger Innenstadt. Rauch steigt auf, zwischen der Salztherme Salü und dem anliegenden Hotel klafft ein riesiger Krater. Gebäude brennen, sind stark beschädigt und teilweise eingestürzt. An der Unfallstelle verbreitet sich stechender Chlorgeruch, es ist stockfinster, Stromausfall. Der hat auch die Versorgung des städtischen Klinikums lahmgelegt. Erst später wird klar: Ein 250 Kilogramm schwerer Blindgänger war bei Bauarbeiten explodiert. Zum Glück passierte dies alles nicht, es war aber das Szenario für eine Großübung des Landkreises Lüneburg.
"Zum Glück ist diese außergewöhnliche Situation nur auf dem Papier skizziert, dennoch müssen wir immer und überall auf Ausnahme-Einsätze wie diesen vorbereitet sein", sagt Andreas Bahr, Pressewart der Kreisfeuerwehr. Die Lüneburger Feuerwehr, der Landkreis Lüneburg, die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk hatten vor einigen Tagen geprobt, welche Abläufe in einem Katastrophenfall wie dem beschriebenen durchzuführen sind – und ob sie auch klappen. Dabei ging es darum, dass alle Beteiligten zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen treffen, um den Großeinsatz koordiniert und effektiv durchführen zu können.
"Wir haben quasi am Reißbrett jeden einzelnen Schritt durchgespielt", erläutert Bahr. "Ständig kommen neue Meldungen rein, auf die wir reagieren müssen. Dazu gehören Lageeinschätzung, Stärke der Einsatzteams, Evakuierungen, Ausrüstung und Unterstützungsbedarf wie Hundesuchstaffeln und Baustatiker."
So wurde in dem Übungsumfeld auch schnell entschieden, die Technische Einsatzleitung (TEL) des Landkreises hinzuzuziehen. Ihr gehören Mitarbeiter der Kreisverwaltung, Feuerwehrleute und Fachberater von Hilfsorganisationen an. Die Aufgabe der TEL war es, sämtliche Informationen zur Schadenslage, zum angeforderten Material und zu den Einsatzkräften aufzunehmen, zu sortieren und zu dokumentieren.
Gleichzeitig lag die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Hand der TEL. "Eine Bombenexplosion in Lüneburg würde in den Sozialen Netzwerken viral gehen. Von verzweifelten Hilferufen über Verschwörungstheorien, Katastrophen-Touristen bis hin zu Social-Media-Gruppen, die eine Helferinitiative gründen – all das gilt es zu kanalisieren und zu steuern. Zusätzlich muss ein Bürgertelefon eingerichtet werden", beschreibt Bahr das Aufgabenfeld.
Einen Tag lang haben die rund 40 Beteiligten das Übungsszenario in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Scharnebeck durchgespielt, Verbesserungsmöglichkeiten aufgenommen und gut funktionierende Strukturen dokumentiert. Insgesamt ist Andreas Bahr sehr zufrieden: "Bei Großschadensereignissen zählt jede Minute. Insofern ist es wichtig, dass alle notwendigen Abläufe bekannt und aufeinander abgestimmt sind – in der Übung hat das sehr gut geklappt."
Im Landkreis Lüneburg finden regelmäßig Übungen in verschiedenen Formaten und mit wechselnder Beteiligung statt. Mal sind es praktische, mal theoretische – so wie die Übung in diesem Monat.