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"Zögern und Zaudern habe ich satt"

Kreistag will Schaperdriftschule zum Auslaufmodell machen - Betroffene Schüler übergaben 300 Protest-Unterschriften

Hansestadt, 08.05.2012 - Mit knapper Mehrheit wurde gestern der Antrag zur Aufnahme von Gesprächen der Kreisverwaltung mit der Hansestadt Lüneburg über die Zukunft der Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen (Förderschule L) am Standort Lüneburg verabschiedet. Ab dem Schuljahr 2012/13 sollen Erstklässler mit Förderschwerpunkt L nur noch von der Johannes-Rabeler-Schule in Lüneburg und der Kurt-Löwenstein-Schule in Bleckede aufgenommen werden. Die Schule an der Schaperdrift soll wie berichtet auslaufen.

"Unsere Schule darf nicht sterben" stand auf den 300 Unterschriftsblättern, die drei Schülerinnen der Schaperdriftschule zusammen mit der Elternratsvorsitzenden Xandra Bollow gestern Landrat Manfred Nahrstedt während der Sitzung überreichten. Doch ihr Protest half am Ende nicht. Die Mehrheitsgruppe von SPD und Grünen setzte ihren Antrag erwartungsgemäß durch. Danach soll die Kreisverwaltung mit der Hansestadt die Aufnahme von Erstklässlern mit Förderschwerpunkt L in der Johannes-Rabeler-Schule vereinbaren.

Gegen das Auslaufen der Schule an der Schaperdrift als Förderschule hat es in der Vergangenheit erhebliche Kritik seitens der Eltern und Lehrer, aber auch zahleicher Politiker gegeben. Die Kritik richtete sich dabei nicht gegen die Einführung der Inklusion an sich, sondern gegen den geplanten Zeitpunkt für die Einführung sowie Motive des Landkreises, dem nachgesagt wird, das Inklusionsgesetz zu nutzen, um Raumprobleme des Gymnasiums Oedeme zu lösen (LGheute berichtete).

|| Schülerzahlen rückläufig ||

Die Kreisverwaltung bemühte sich gestern noch einmal, die Notwendigkeit für das geplante Auslaufenlassen der Schaperdriftschule mit Fakten zu belegen. Die Schülerzahlen an den drei Förderschulen in Stadt und Kreis seien seit einigen Jahren um bis zu 25 Prozent rückläufig, berichtete Martin Wiese, Fachbereichsleiter für Soziales des Landkreises Lüneburg. Ausschlaggebende Handlungsvorgabe aber sei das Gesetz zur inklusiven Beschulung in Niedersachsen, nach dem der Primarbereich in den Förderschulen ab dem Schuljahr 2013/14 auslaufe, so Wiese.

Für die Schülerinnen und Schüler, die derzeit die Schule an der Schaperdrift besuchen, soll sich aber nichts ändern. Sie können die Schule bis zum Ende ihrer Schulzeit weiter besuchen, versicherte der Landrat.

|| Schließung kein ethisches Problem ||

"Wir haben ethisch überhaupt kein Problem damit, die Schaperdriftschule zu schließen", stellte Peter Rowohlt von der SPD klar, der den Skandal um das Auslaufen der Schaperdriftschule nicht versteht und sich gegen eine Instrumentalisierung von Lehrern und Schülern wandte. "Demokratische Entscheidungen sollten akzeptiert werden", so Rowohlt.

Inklusion ja, aber nicht mit dieser Eile, befand Ulrike Walter von der CDU. Sie wollte zudem wissen, wo das Geld für die notwendigen Anpassungen der Rabeler-Schule herkommen soll, die für die Aufnahme der Schaperdriftschüler weder baulich noch organisatorisch vorbereitet sei. Niemand wisse, welche Kosten auf den Landkreis zukämen, so Fachbereichsleiter Wiese. Dies sei auch nur schwer bezifferbar, da noch nicht einmal klar sei, ob in fünf oder sechs Jahren überhaupt noch Schüler da seien.

"Wir wollen gar nicht, dass dann dort noch Schüler sind", sagte Brigitte Merz von der SPD. Ziel sei es, die Schüler in die Grundschulen zu holen, ein Auslaufen der Förderschulen sei die notwendige Folge.

|| "Eltern entscheiden gar nichts" ||

"Das Tempo bei der Inklusion geben die Eltern vor", warf Günter Dubber von der CDU ein, dem sich aber Landrat Nahrstedt deutlich entgegen stellte: "Die Eltern entscheiden gar nichts!", es gebe ein Gesetz, das allein sei der Maßstab. Zwar äußerte auch die Linkspartei Kritik an dem auch aus ihrer Sicht zu hohen Tempo bei der Umsetzung, doch bewirken konnte sie damit auch nichts mehr. "Wir sind nicht zu schnell, sondern wir sind die, die hinterherlaufen", befand Franz-Josef Kamp, Fraktionsvorsitzender der SPD, und er ergänzte: "Das Zögern und Zaudern habe ich satt."

Birte Schellmann von der FDP kritisierte Form und Zeitpunkt der Debatte. "Ich hätte mir gewünscht, dass diese Veranstaltung früher gekommen wäre", sagte sie, die diese Debatte als Feigenblatt bezeichnete, da die Entscheidung zwischen Landrat und Oberbürgermeister längst getroffen sei. Dass auch die FDP bei diesem Thema nicht mit einheitlicher Stimme sprechen konnte, machte deutlich, dass hier vermutlich noch viele Diskussionen folgen werden.

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