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Das drohende Chaos rückt näher

Auf Lüneburg und die Region kommen zwei Bahn-Sanierungen zu: 2026 und 2029

Die Strecke zwischen Lüneburg und Uelzen muss dringend saniert werden. 2016 soll es losgehen. Doch dann ist noch lange nicht Schluss. Foto: LGheuteLüneburg, 13.09.2024 - 2026? 2029? Kommt der Ausbau der Bestandsstrecke jetzt oder nicht? Oder gibt es doch eine Neubautrasse? Oder gar beides? So richtig blickt offenbar keiner mehr durch, wie es mit der großen Bahn-Offensive im Norden Deutschlands und der Ertüchtigung der Bahnstrecke Hamburg - Hannover weitergehen soll. Da war es richtig, dass sich Stadt und Kreis sowie die Samtgemeinden Bardowick und Ilmenau mit der Bahn zusammengesetzt haben. Das Ergebnis ist eindeutig – zumindest aus Sicht der Bahn.

Klar ist: Es gibt zwei Termine. So will wird die Bahn die eigentlich für 2026 geplante und dringend notwendige Generalsanierung wie angekündigt verschieben und diese erst 2029 durchführen, und zwar sechs Monate lang von Februar bis Juli – unter Einstellung des gesamten Bahnbetriebs auf dem 163 Kilometer langen Abschnitt.

Vorab aber, und das ist der zweite Termin, sollen im Rahmen einer "Qualitätsoffensive" im Sommer 2026 zehn Wochen lang Oberbau, Weichen, Bauwerke und vor allem das störungsanfällige Stellwerk in Uelzen erneuert werden. Geplant ist der Zeitraum von Mai bis Mitte Juli 2026. Notwendig ist dafür eine Teilsperrung des Bahnbetriebs, nur ein Gleis von dreien wird zwischen Lüneburg und Hamburg dann noch befahrbar bleiben. Für voraussichtlich zehn Wochen wird es dann Schienenersatzverkehre geben – mit entsprechenden Auswirkungen.

Dies hat die Bahn bei dem Treffen mit Vertretern der Stadt und des Landkreises Lüneburg und den Hauptverwaltungsbeamten der Samtgemeinden Bardowick und Ilmenau vorgestellt – und damit klargestellt, was bislang seitens der Politik im Unklaren gehalten wurde.

◼︎ Berlin und Hannover taktieren

Dass es dennoch eines informellen Treffens bedurfte, lag auch daran, dass zumindest von der Landesregierung in Hannover zwischenzeitlich andere Töne zu hören waren. Diese ließen vermuten – und sollten es wohl auch –, dass die Bahn sich von ihren Plänen zum Bau einer neuen Trasse entlang der A7 zugunsten des Ausbaus der Bestandsstrecke verabschiedet hat. Auch das Bundesverkehrsministerium in Berlin eierte bei der Frage um Generalsanierung oder Neubau zuletzt herum. Nur: Weder in der Vergangenheit noch bei dem Treffen jetzt hat es von der Bahn entsprechende Äußerungen oder Signale gegeben.

Die Verwirrspiele der Politiker in Berlin und Hannover haben ihre Wirkung in der Region offenkundig nicht verfehlt. Lüneburgs Verkehrsdezernent Markus Moßmann sagte: "Die Aussagen aus Bundesverkehrs- und Niedersächsischem Verkehrsministerium legen den Schluss nahe, dass vor 2029 an der Strecke nicht gebaut wird. Die Bahn stellt jetzt klar, dass es 2026 und 2029 zu erheblichen, mehrwöchigen bzw. mehrmonatigen Beeinträchtigungen auf der Strecke kommen wird. Das ist verwirrend – für uns, vor allem aber für die Menschen in der Region, die sich auf Einschränkungen einstellen müssen."

Auch Lüneburgs Kreisrat Rainer Müller als Vertreter des Landkreises Lüneburg betont: "Es wäre wünschenswert, hier künftig weniger Hin und Her und mehr Klarheit zu haben." Nur so könne man bei den Menschen auch für Akzeptanz für die bevorstehenden, massiven Einschränkungen werben. 

Die jetzt auch von der Bahn bestätigte Sanierung der Bestandsstrecke stieß bei den kommunalen Vertretern auf Zustimmung. "Wir brauchen hier dringend eine Verbesserung, und zwar so schnell wie möglich", sind sich Moßmann und Müller einig. Auch Heiner Luhmann, Sprecher der Hauptverwaltungsbeamten, sagt: "Wir können nicht bis 2029 warten, daher ist es richtig, dass die Bahn auf dieser wichtigen und sanierungsbedürftigen Strecke vorher tätig wird."

◼︎ Zu 150 Prozent ausgelastet

Von der Neubaustrecke haben sich die Lüneburger dennoch nicht verabschiedet. Diese sei angesichts der schon jetzt vorhandenen Probleme auf der Bestandsstrecke unerlässlich. Laut Bahn ist die Strecke zu fast 150 Prozent ausgelastet und damit deutlich überlastet. Im Juli lag die Pünktlichkeitsquote im Schienenpersonenfernverkehr mit 56 Prozent sogar noch unter dem Bundesschnitt von 62 Prozent, so die Lüneburger Stadtverwaltung mit Verweis auf die Bahn. Durch die Generalsanierung 2029 soll auf der Bestandsstrecke die Kapazität für sechs Züge zusätzlich am Tag hinzukommen. "Für ein drittes Gleis zwischen Lüneburg und Uelzen müsste vorher erst einmal Planrecht geschaffen werden, was bis 2029 wohl nicht machbar ist und in bautechnisch in wenigen Monaten auch nicht umsetzbar erscheint."

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