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Zweiter Anlauf für den "Wawel"

Kreistag fordert erneut direkte Zugverbindung nach Berlin – und wird sie wohl wieder nicht bekommen

2014 fuhr der letzte "Wawel" von Lüneburg nach Berlin. Foto: LGheuteLüneburg, 26.04.2024 - Für Lüneburger Berlin-Fans und hiesige Bundestagsabgeordnete war er ein Traum: der Eurocity "Wawel". Mehrere Jahre verkehrte der Zug täglich zwischen Hamburg und Berlin mit Route über Lüneburg, ein Umsteigen war nicht erforderlich. 2014 wurde die Verbindung eingestellt, ihr folgte der nicht minder beliebte Interregio-Express (IRE). Doch auch er durfte ab 2020 nicht mehr fahren, zunächst wegen Corona, ab 2021 aus wirtschaftlichen Gründen, wie es hieß. Dem stellt sich nun der Lüneburger Kreistag entgegen. Per Resolution fordert er – wieder einmal – die Wiedereinsetzung des "Wawel". 

"Der Kreistag des Landkreises Lüneburg fordert die Deutsche Bahn, das Land Niedersachsen und die Freie und Hansestadt Hamburg auf, sich dafür einzusetzen, den Zuglauf des Eurocity 'Wawel' über Berlin hinaus wieder bis nach Hamburg zu verlängern. Dabei soll dieser Zug, wie bereits bis 2014, über die Bahnhöfe Stendal, Salzwedel, Uelzen und Lüneburg geleitet werden. Diese Maßnahme soll das Pendeln aus der Lüneburger Heide nach Berlin attraktiver machen."

So lautet der Beschlussvorschlag für die Resolution, die der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung verabschiedete. Schon einmal hatte der Kreistag eine ähnliche Resolution beschlossen, doch daraus folgte bekanntlich nichts.

Das Schicksal dürfte auch diese Resolution ereilen. Denn plausible Argumente, warum der "Wawel" – für diese Verbindung, die bis nach Krakau führte, war damals übrigens die Polnische Bahn verantwortlich – oder auch der IRE wieder den Dienst aufnehmen sollten, gibt es vom Kreistag nicht. Kreisrat Rainer Müller musste deshalb in die "Verkehrswende"-Trickkiste greifen: "Um die Menschen von der Verkehrswende zu überzeugen, braucht es entsprechende Angebote. Eine direkte und kostengünstige Verbindung nach Berlin, wie es sie bereits gab, könnte ein solches Angebot sein." 

Warum aber für die Verkehrswende eine Direktverbindung zwischen Lüneburg und Berlin erforderlich ist, erläuterte Müller nicht. Auch nicht, was die Bahn von diesem Vorstoß hält. Aus dem Kreishaus hieß es lediglich, Reisebusverbindungen zeigten deutlich, dass die Nachfrage von Fernverbindungen vorhanden sei. Das stimmt. Was aber nicht gesagt wurde: Auch die Reisebusverbindungen zwischen Hamburg und Berlin machen einen großen Bogen um Lüneburg. Vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar, den aus 2021, da sich in der Sache inhaltlich nichts geändert hat.

 

 

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