Fachberatung Kindertagespflege bildet Tagesmütter und Tagesväter aus
Lüneburg, 29.12.2013 - Seitdem Familien einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz oder einen Platz in einer Tagespflege haben, ist der Bedarf an Tagesmüttern und -vätern nochmals gestiegen. Doch statt zu suchen, gehen immer mehr Mütter oder Väter einen anderen Weg: Sie lassen sich selbst zu Tagespflege-Eltern ausbilden. Für die Qualifizierung, Beratung und Fortbildung von Kindertagespflegepersonen in der Hansestadt und dem Landkreis ist die Fachberatung Kindertagespflege des ev.-luth. Kindertagesstättenverbandes, Bei der St. Johanniskirche 3, in Lüneburg zuständig. Der nächste Kurs beginnt im Frühjahr 2014.
Irgendwann war Susanne Berkowsky die Zeitverträge satt. Immer wieder Bewerbungen, Arbeitsamt, Einarbeiten: Dazu hatte die Modeexpertin nach vielen Jahren Berufserfahrung keine Lust mehr. Kurzerhand wechselte Susanne Berkowsky die Branche. Die Lüneburgerin absolvierte die Qualifizierung zur Tagesmutter und machte sich mit einer Tagespflege in Häcklingen selbstständig.
160 Unterrichtseinheiten, ein 20-stündiges Praktikum bei erfahrenen Tageseltern, ein eigenes Konzept, eine schriftliche Hausarbeit zum Thema Kleinstkindpädagogik und ein Kolloquium: Nach der mehrmonatigen Qualifizierung in Lüneburg und mehreren vorbereitenden Hausbesuchen durch die Fachberatung Kindertagespflege und durch das Jugendamt hatte Susanne Berkowsky ihre Pflegeerlaubnis in der Tasche.
Zwar hat sie schon seit 13 Jahren ehrenamtlich beim Sportverein Melbeck gearbeitet - dort aber ging es um größere Kinder und Jugendliche. "Die Qualifizierung hat mir Sicherheit gegeben“, sagt die Tagesmutter. Einmal im Monat kann sie sich zudem unter fachlicher Betreuung mit anderen Tageseltern austauschen, und zusätzlich bietet die Fachberatung Fortbildungen an. Auch im Alltag ist Susanne Berkowsky regelmäßig im Austausch mit ihren Häcklinger Kolleginnen - zum Beispiel, wenn sie sich auf dem Spielplatz treffen.
Eine der Dozentinnen bei der Fachberatung ist Gisela Adam-Lauer. Die ehemalige Professorin der Fachhochschule und später fusionierten Universität unterrichtet die angehenden Tagesmütter und -väter zu den Themen frühe Bindung und Lerntheorien. "Ab einem Jahr sind Kinder entwicklungspsychologisch in der Lage, enge Bindungen zu unterschiedlichen Menschen einzugehen“, sagt die Psychologin. "Wichtig ist, dass sie liebevolle, verlässliche Zuwendung erfahren. Daraus entwickeln sie Urvertrauen." Durch die sehr kleinen Gruppen einer Tagespflege seien die Kinder dort aufgehoben wie früher in einer Großfamilie: "Jedes Kind kann genügend Zuwendung bekommen, spürt Wohlbehagen und Sicherheit. Gleichzeitig lernen die Kinder Sozialverhalten: zum Beispiel abgeben, Rücksicht nehmen."
Wichtig ist auch das Verhältnis von Eltern und Tageseltern: eine Erziehungspartnerschaft mit gegenseitigem Vertrauen, Gesprächen beim Bringen und Abholen. Um das zu erreichen, gibt es Eingewöhnungsphasen am Anfang - auch das lernen die angehenden Tageseltern in der Qualifizierung. Prof. Adam-Lauer lobt die Ausbildung: "Das ist eine sehr gute Mischung, Theorie und Praxis greifen ineinander.“ Dagmar Oertzen, Leiterin der Fachberatung, betont: "Wir legen Wert darauf, alltägliche Bildungsprozesse zu unterstützen. Die Kinder erfahren in der Tagespflege eins zu eins, was auch in einer Familie passiert. Vieles lernen sie dabei automatisch durch einen strukturierten, beschützenden Alltag in der Kindertagespflege."
Schon vor der Qualifizierung statten die Mitarbeiterinnen der Fachberatung den interessierten Frauen und Männern einen Besuch zu Hause ab. "Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Anja Niedergesäß von der Fachberatung. "Die zukünftigen Tageseltern gehen dadurch sehr gut vorbereitet in den Kursus, kaum jemand springt ab.“
Sofortige Bewerbungen sind möglich, weitere Informationen gibt die Fachberatung Kindertagespflege unter Tel. 04131-35513 oder