08.03.2022 - Lüneburg bleibt sich treu. Während die am Luna-Brunnen vor dem Lüneburger Rathaus abgestellten Kerzen noch an die große Solidaritätskundgebung für die Ukraine am vorigen Sonntag erinnern und der Marktplatz noch vom "Hoch die Internationale" der fremdgeleiteten FFF-Schüler am vergangenen Freitag nachhallt, bot der Platz heute neuen Botschaften freien Raum. Dieses Mal waren die Feministinnen an der Reihe.
"Feminism includes All Genders" war auf einem Plakat zu lesen, das eine junge Frau auf dem Lüneburger Marktplatz hochhielt. Schade, denn offenbar hat sie nicht gewusst, dass Lüneburg weder im englischen Sussex noch im US-amerikanischen Massachussetts lokalisiert ist, sondern in Niedersachsen, wo die meisten Menschen nach wie vor Deutsch sprechen.
So landete ihre Botschaft dort, wo sie ohnehin auf festem Boden steht und mit ziemlicher Sicherheit auch ihren Ursprung hat: in den Hörsälen und den Gehörgängen junger Studentinnen der hiesigen Universität. Und da macht sich auch ein Foto mit englischsprachigem Plakat auch für die eigene Bachelor-Arbeit gut, die in einem Semester ansteht.
Die unzähligen Ukrainerinnen, die derzeit sich und ihre Kinder im Ausland vor Tod und Bomben in Sicherheit bringen, haben da vermutlich eine andere Sicht auf die Dinge. Ihre geschlechtsspezifische Gleichwertigkeit in der Gesellschaft müssen sie nicht mit Plakaten reklamieren, sie beweisen sie durch Handeln. Und während die einen erfüllt von ihrer Aktion wieder in ihre Hörsäle und beheizten WGs zurückkehren, bricht für die anderen die nächste Nacht mit ungewissem Ende an.
"Feminism" muss man sich leisten können.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe