07.06.2014 - Natürlich ist es anerkennenswert, wenn eine Universität ihren Studenten beibringt, wie wissenschaftliche Texte zu verfassen sind. Und es schadet auch nicht, wenn angehende Akademiker sich auch mal mit aristotelischer Logik beschäftigen, um die Grundprinzipien des Syllogismus, also der Lehre vom logischen Schluss, zu kennen. Denn wie sonst sollten sie, die Damen und Herren Studenten, wissen, ob die von ihnen getroffenen Aussagen und Schlussfolgerungen zumindest formalen Ansprüchen genügen. Nichts ist schließlich peinlicher, als eine komplette Examensarbeit nur deshalb in den Sand gesetzt zu haben, weil irgendwo eine Konklusion falsch gezogen wurde. Oder doch? Ja, es geht noch schlimmer.
Hochschulabgänger beherrschen heute vieles, nur eines nicht: die deutsche Rechtschreibung. Wer einmal in den Genuss von Texten gekommen ist, die von frisch gekürten "Bachelor"-Absolventen - Akademiker kann man sie nach dem nachabituriellen Auswendiglernen ja nicht nennen - verfasst wurden, fragt sich zu Recht, ob sie wirklich wissen, was sie da zu Papier gebracht haben. Kommasetzung erfolgt in der Regel nach dem Zufallsprinzip, allerhöchstens nach dem Bauchgefühl. Dem Leser allein bleibt es überlassen, herauszufinden, was der Verfasser wohl gemeint haben könnte, der selbst nicht in der Lage ist, seinen Aussagen durch korrekte Interpunktion einen Sinn zu geben. Und man fragt sich unweigerlich, ob Studenten heutigen Datums überhaupt noch Texte lesen, wissenschaftliche obendrein. Denn dann müsste ihnen im Laufe ihres "Studiums" doch irgendwann einmal aufgefallen sein, dass zwischen dem Gelesenen und dem eignen Tun Welten liegen.
Nun aber gibt es ja zum Glück wohlmeinende Hochschulen wie die Leuphana. Sie bildet jetzt studentische Schreibhelfer für Studenten aus, die diesen beim Verfassen wissenschaftlicher Texte helfen sollen. Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt. Ziel der Ausbildung sei es, den Studenten ihre eigenen Schreibprozesse bewusst zu machen. Da kann man nur hoffen, dass wenigstens die Schreibhelfer wissen, was sie tun.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
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