21.04.2012 - Sie kamen, und sie hörten zu. Und sie wussten, was sie erwartet. Doch dass sie am Ende auch noch Beifall spenden würden, damit hatten sie wohl selber nicht gerechnet. Die Bewohner des einsturzgefährdeten Hauses Frommestraße Nr. 5 waren der Einladung der Stadt ins Lüneburger Glockenhaus gefolgt, um zu erfahren, wie es dazu kommen konnte, dass plötzlich alles ganz anders war, und wie es weitergehen soll, wenn sie Mitte Juni auf der Straße stehen.
Auch Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Stadtbaurätin Heike Gundermann wussten, was sie gestern Abend erwartete, denn ihnen war klar, was die Nachricht vom 17. April in den jungen Menschen ausgelöst hatte: nach Schock und Fassungslosigkeit Ratlosigkeit und Wut. Dass es gestern dann doch nicht zu erwartbaren heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien kam, lag nicht nur daran, dass nicht die Stadt für die hoffnungslose Situation verantwortlich ist. Es lag vor allem an dem bei beiden Seiten - den Bewohnern und der Stadt - erkennbaren Willen, einen Weg in die Zukunft zu finden.
Mit welcher Klarheit, Besonnenheit und konstruktiven Gesprächsbereitschaft die jungen Menschen den Abend dann nutzten, um jede aus ihrer Sicht nur denkbare Möglichkeit für ein Verbleiben an dem für sie so wichtigen Ort zu suchen - das war schon beeindruckend. Nicht minder beeindruckend war aber auch, wie die Stadt diesen Abend gemeistert hat. Nicht nur, dass der Oberbürgermeister zusammen mit seinen drei Mitarbeiterinnen und dem Gutachter sich Zeit für jede, aber auch wirklich jede Frage nahmen, überzeugte. Sondern vor allem, dass sie deutlich machen konnten, dass ihnen das Schicksal der Menschen aus der Frommestraße nicht gleichgültig ist.
Den Beifall haben am Ende beide verdient.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Mitte Juni müssen Sie das Haus geräumt haben"