28.08.2025 - Wenn ein Körper nicht mehr reagiert, helfen bisweilen nur noch kräftige Wiederbelebungsversuche – teils mit heftigen Stromstößen. Das gilt auch für den Lüneburger Stadtrat, der sich schon seit langem nicht mehr in der Lage sieht, die Verwaltung mit ihrem desolaten Haushalt unter seine Kontrolle zu bringen – und für den er letztlich ganz allein verantwortlich ist. Abhilfe könnte nun von der "Volt"-Partei kommen, die schon ihrem Namen nach für spannungsgeladene Poltiik steht. Mit ihrem Neu-Mitglied Pauly hat sie zumindest die besten Voraussetzungen dafür.
Man muss Michèl Pauly nicht mögen. Er stand bislang für vieles, was in der Mehrheit des Rats keine Chance auf Akzeptanz geschweige denn auf Zustimmung hatte. Doch Pauly war nicht nur in linken Partei-Ideologien unterwegs, er war immer auch Fragender und Ankläger, wenn die Verwaltung sich mit fadenscheinigen Argumenten einen Vorteil zu erschaffen hoffte oder mit einer ihrer zahlreichen Ausreden doch noch irgendwie zu retten versuchte. Die Auseinandersetzungen zwischen Pauly und dem damaligen Oberbürgermeister Mädge (SPD) sind legendär.
Davon ist der heutige Rat weit entfernt. Eine Opposition scheint es nicht mehr zu geben. Beispiel: Der Vorsitzende des Bauausschusses. Er führt das mit Abstand entscheidungswichtigste Gremium der Stadt und ist vertreten durch Jens-Peter Schultz (SPD), der gern selbstgefällig vor Journalisten tritt mit der Bemerkung, wie harmonisch es doch nach Mädge inzwischen läuft. Seine eigentliche Aufgabe als Kontrolleur der Verwaltung scheint er noch immer nicht verstanden zu haben.
Pauly, sollte er den Einzug ins Stadtparlament im konmenden Jahr schaffen, dürfte der Debattenkultur im Rat guttun. Ob er der Politik der Stadt guttut, werden die Bürger entscheiden. Themen wie ein bedingsungsloses Grundeinkommen dürften vermutlich einige abschrecken. Aber das ist von der Kommunalpolitik ja zum Glück weit entfernt.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Pauly will`s nochmal wissen"