Hansestadt, 29.07.2011 - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg kritisiert die geplanten Strukturveränderungen bei der Bundesagentur für Arbeit (BfA). "Durch die größeren Verantwortungsbereiche der Agenturen wären die Entscheider künftig weiter weg von der Wirtschaft in der Region“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. „Je stärker Unternehmen von Arbeits- und Fachkräfteproblemen betroffen sind, desto wichtiger ist der direkte Kontakt zur Agentur für Arbeit.“ Mit ihrer Kritik unterstützt die IHK ähnliche
Äußerungen von Politikern und Verwaltungsspitzen der Landkreise. Landrat Manfred Nahrstedt hatte bereits vor wenigen Tagen (LGheute vom 20.07.2011) deutlich gemacht, dass er keine Vorteile in der vorgesehenen Umstrukturieng erkennen könne. Die BfA plant, die bundesweit gegenwärtig 176 Bezirke auf 156 zu verringern. In Niedersachsen soll es statt bislang 20 künftig nur noch 15 Bezirke geben. Aus dem Bezirk Lüneburg, der die Landkreise Lüneburg und Harburg umfasst, soll Harburg herausgelöst werden. Hinzu kämen statt dessen die Landkreise Uelzen und Lüchow-Dannenberg.
Zeinert sieht die Abschaffung einer eigenständigen Agentur in Uelzen als wenig sinnvoll an. „In den Landkreisen Uelzen und Lüchow-Dannenberg wird der Fachkräftemangel früher sichtbar und wird sich gravierender auswirken, als anderswo.“ Deshalb müsste der Standort eigentlich gestärkt werden, um Modellprojekte für neue Arbeitsmarktdienstleistungen zur Fachkräftesicherung zu entwickeln und zu erproben, fordert die IHK. Die IHK hatte erst kürzlich (LGheute vom 27.07.2011) auf den in den nächsten Jahren einsetzenden Fachkräftemangel hingewiesen, von dem insbesondere auch der Landkreis Uelzen betroffen sei .
Wenig Verständnis zeigte IHK-Chef Zeinert auch für die geplante Verlagerung der Zuständigkeit für den Landkreis Harburg vom Agentursitz Lüneburg nach Stade. „Hier wurde offenbar am grünen Tisch und vollständig vorbei an den Realitäten geplant.“ Die Beziehungen des Landkreises Harburg in den Landkreis Lüneburg seien in nahezu allen Bereichen wesentlich intensiver, als in den Landkreis Stade. Sowohl Harburg als auch Lüneburg gehörten zum gleichen IHK-Bezirk, zum gleichen Arbeitgeberverbandsbereich, zur gleichen DGB-Region und zum gleichen Arbeits- und Sozialgerichtsbezirk. Mit der Zuordnung des Landkreises Harburg zur Agentur für Arbeit in Stade würden diese gewachsenen Beziehungen konterkariert, befürchtet die IHK.