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IHK: Späterer Renteneintritt gegen Fachkräftemangel

Hansestadt, 27.07.2011 - Der demografische Wandel wird auch an Lüneburg nicht spurlos vorübergehen. Nach einer Studie des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK) werden in Niedersachsen in 20 Jahren über eine halbe Million Fachkräfte fehlen, wenn nicht frühzeitig gegengesteuert wird. Ein späterer Renteneintritt und mehr Frauen im Erwerbsleben sind nach Auffassung der IHKs die wichtigsten Maßnahmen, um dem  drohenden Fachkräftemangel wirksam entgegen treten zu können.

Die IHKs wollten wissen, welche Auswirkungen bestimmte Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in den sieben IHK-Bezirken Niedersachsens haben würden. Deshalb wurden beim Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) entsprechende Modellrechnungen in Auftrag gegeben. Demnach geht die Zahl der Erwerbspersonen aus demografischen Gründen bis 2030 um 14 Prozent zurück, wenn nicht gegengesteuert wird. Jeder siebte Arbeitsplatz in Niedersachsen könnte dann verwaist sein.

Im Vergleich zu anderen Regionen Niedersachsens droht im IHK-Bezirk Lüneburg-Wolfsburg sogar ein stärkerer Rückgang der Erwerbspersonen. Innerhalb der Region gebe es dabei erhebliche Unterschiede. Während den Landkreisen Lüneburg und Harburg mit 4,7 und 5,4 Prozent ein überschaubarer Rückgang der erwerbsfähigen Personen von 15 bis 65 Jahren prognostiziert wird, sieht die Lage in den übrigen Landkreisen deutlich dramatischer aus. Dort drohen durchweg Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich, wenn nichts unternommen wird. So werden für  Soltau-Fallingbostel - 22,3 Prozent, für Uelzen - 22,9 Prozent, für Lüchow-Dannenberg - 32,0 Prozent, für Celle - 24,7 Prozent, für Gifhorn - 25,4 Prozent und für Wolfsburg: - 18,0 Prozent prognostiziert.

„Die gute Nachricht ist, dass wir etwas dagegen tun können“, ergänzte Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg. Die wichtigsten Bausteine seien ein späterer Renteneintritt und eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen. „Im Optimalfall kombinieren wir beide Maßnahmen und sorgen zudem noch dafür, dass junge Nachwuchskräfte früher in den Beruf finden. Statt einer Fachkräftelücke gäbe es in Niedersachsen dann in 20 Jahren fast 70.000 Erwerbspersonen mehr als heute.“

Die IHK setze sich nach den Worten Zeinerts mit einer Vielzahl von Projekten dafür ein, die drohende Fachkräftelücke zu vermindern. Die Palette reiche von individuellen Beratungen über das Netzwerk ‚Betriebliche Gesundheitsförderung‘ in Wolfsburg bis hin zum ‚Grundschul-Check‘, bei dem die IHK Nachmittagsbetreuungsangebote in Grundschulen untersucht hat. Außerdem engagiere sie sich für eine landkreisübergreifende Regionalmarketing-Initiative in enger Zusammenarbeit mit interessierten Unternehmen. Ziel sei es, der Region ein unverwechselbares Profil zu geben und sie deutschlandweit sowie international zu vermarkten.

Dennoch bleibe es Aufgabe der Unternehmen und der Politik, jetzt die Weichen richtig zu stellen: „Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Aufgabe der Kommunen, die Betreuungseinrichtungen bereitstellen müssen, und der Unternehmen, die Arbeitszeiten familienfreundlich gestalten müssen. Beides sind gute Voraussetzungen, um gut qualifizierten Frauen den Weg ins Berufsleben zu erleichtern.“ Darüber hinaus sei im Zuge eines späteren Renteneintritts wichtig, dass Unternehmen ältere Fachkräfte als Bereicherung ansehen und bereits heute stärker auf sie zurückgreifen. „Das ist nicht nur angesichts der Erfahrung älterer Arbeitnehmer klug, sondern auch im Hinblick auf die Demographie schlicht notwendig. So können Unternehmen ihren künftigen Fachkräftebedarf bereits heute absichern“, appellierte Zeinert.

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