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"Es ist fünf nach Zwölf"

Einzelhandelsorganisation kritisiert Zustände in Lüneburgs Innnenstadt  

Heiko Meyer sparte nicht mit Kritik an der Innenstadtpoltik der Lüneburger Stadtverwaltung. Foto: LGheuteLüneburg, 11.09.2025 - Wenn die Einzelhandelsorganisation Lüneburger City-Management (LCM) zur Jahreshauptversammlung in Lüneburgs Traditionsgaststätte Krone lädt, gibt es stets gutes Essen und ausreichend Getränke. Doch nicht nur das, der Termin steht immer auch für eine kritische Abrechnung mit den Versprechungen und Ankündigungen des Rathauses, die Stadt für ihre Bewohner und den Einzelhandel attraktiver zu machen. Dass es daran nach wie vor hapert, wurde am gestrigen Abend deutlich.

Für Lüneburgs Innenstadt ist es bereits "Fünf nach Zwölf", so jedenfalls lautet das Fazit des LCM-Vorsitzenden Heiko Meyer beim Blick auf die Situation, die sich Bewohnern, Besuchern und Einzelhändlern der Stadt zeige. Insbesondere der Platz Am Sande sei in den letzten Jahren Anziehungspunkt geworden für Drogis, Penner und Kleinkriminelle, die dort ihren Geschäften und Neigungen ungestört nachgehen. "Diese Zustände sind unhaltbar", kritisierte Meyer gestern Abend vor vollem Haus und mahnte in Richtung Rathaus: "Wir wollen uns nicht daran gewöhnen, dass hier an zentralem Platz in aller Öffentlichkeit Drogen konsumiert, Notdurfte verrichtet und der Hausrat Einzelner in den Einkaufsstraßen ausgebreitet wird." 

"Was früher im Clamartpark lief, findet jetzt am Sande statt", beschrieb Meyer die aktuelle Lage. Doch nicht nur Drogenkonsum und Drogenkriminalität seien gestiegen, auch die Zahl der Diebstähle sei gestiegen, "und zwar um das Vierfache". Meyer sprach von einem "Weckruf", der von allen gehört werden müsse.

Oberbürgergermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) ihrerseits zählte auf, was alles inzwischen an Neuem und Positivem erreicht sei und vergaß dabei nicht zu erwähnen, dass die Stadtverwaltung Vieles von dem, was die LCM in ihrem Forderungskatalog benannt hatte, erfüllt habe. Kritik aber gab es auch von ihrer Seite, wenn auch indirekt. Die öffentlich geäußerte "Negativ-Kommunikation" möge doch bitte aufhören, "dies behindert nur unsere Arbeit".

Bei Heiko Meyer, der die Oberbürgermeisterin mit einem schmeichelhaften "toll, dass Du da bist" willkommen hieß, fruchtete die Kritik der Rathauschefin gleichwohl nicht: "Ich bin in diesem Amt, der auch sagt, wenn es nicht läuft."

◼︎ Neue alte Kontrahenten

Interessant auch an dem Abend: Beide, Kalisch und Meyer, waren Kontrahenten bei der letzten Oberbürgermeister-Wahl in Lüneburg 2021, bei der Meyer Kalisch in der Stichwahl unterlag. Kalisch will erneut für das Amt kandidieren, Meyer hat sich noch nicht entschieden. Beiden allerdings stünde es als künftige oder weitere Stadtoberhäupter gut an, ihre Statements wie an diesem Abend nicht vom Blatt abzulesen. So kompliziert dürften die Botschaften ins Volk eigentlich nicht sein, dass man sie nicht auch stehend freihändig äußern könnte. Ansonsten stellt sich die Frage, wie viele ihrer politischen Positionen sie selbst inzwischen verinnerlicht haben.

 

 

 

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