Hansestadt, 16.03.2012 - Die Leuphana Universität Lüneburg erhält 7,8 Millionen Euro für neue Forschungsprojekte. Das hat eine Strukturkommission unter dem Vorsitz von Dr. Josef Lange, Staatsekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, am vergangenen Mittwoch beschlossen. Mit dem Geld sollen die Themenschwerpunkte Digitale Medien und Gesundheit des Innovations-Inkubators der Leuphana Universität Lüneburg weiter ausgebaut werden.
Mit dem Beschluss des zuständigen Entscheidungsgremiums des Landes Niedersachsen sind jetzt Projekte im Umfang von rund 96 Prozent des Fördervolumens auf den Weg gebracht, teilte die Universität mit. Im Schwerpunkt Digitale Medien werden Forscher das Hybrid Publishing untersuchen. Dabei geht es um neue Technologien für internetgestützte Veröffentlichungen von Wissenschaftlern.
Ein weiteres Projekt zielt auf die mediale Grundversorgung im digitalen Zeitalter. Angesichts der immer stärkeren Abkehr des jungen Publikums von klassischen Rundfunkmedien wollen die Wissenschaftler untersuchen, wie die künftige Grundversorgung bei Bewegtbild-Formaten aussehen kann. Der Themenschwerpunkt Gesundheit des Inkubators wird mit einem Projekt zum betrieblichen Gesundheitsmanagement bei psychosozialen Erkrankungen gestärkt.
Der Innovations-Inkubator Lüneburg verfügt über ein Finanzvolumen von annähernd 100 Millionen Euro. Er soll den Wissenstransfer aus der Universität in die regionale Wirtschaft beschleunigen und so neue Arbeitsplätze schaffen. Der Inkubator wird stark von der Europäischen Union gefördert.
"Hybrid Publishing" und "Grundversorgung 2.0"
Das Forschungsprojekt „Hybrid Publishing“ beschäftigt sich mit den veränderten Bedingungen für wissenschaftlichen Austausch und Weiterbildung im digitalen Zeitalter. „Heutzutage tauschen sich Wissenschaftler nicht mehr ausschließlich in Forschungslaboren, Hörsälen und Fachzeitschriften aus, sondern immer intensiver auch digital auf Blogs, Listservern und in wissenschaftlichen Foren,“ beschreibt Prof. Dr. Martin Warnke die aktuelle Situation. Er leitet das neue Projekt gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. Timon Beyes.
Statt über Buch und Zeitschrift werde zunehmend mittels E-Journals, E-Books oder Videos von Vorträgen und Symposien kommuniziert, so Warnke weiter. Damit änderten sich die Formate für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse und die Vermittlung von Weiterbildungsangeboten. Das stellt das wissenschaftliche Verlagswesen vor neue Herausforderungen. Gemeinsam mit Verlegern und Softwareentwicklern wollen die Wissenschaftler neue Technologien für das so genannte digital publishing erforschen und unter anderem ein tragfähiges Geschäftsmodell für einen digitalen Universitätsverlag entwickeln. Dabei wollen sie der Forderung nach einem freien Zugang zu Wissen, Wissenschaft und Forschung gerecht werden.
Prof. Dr. Claus Pias vom Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien der Leuphana, leitet das zweite neue Vorhaben im Themenschwerpunkt Digitale Medien, „Grundversorgung 2.0“. Für ihn steht fest, dass die mediale Grundversorgung bei den Bewegtbild-Formaten nicht mehr zeitgemäß ist. Er verweist dazu auf die Generation der nach 1980 Geborenen. Die ziehe das Internet zunehmend den klassischen Rundfunkmedien vor. „Seit zwanzig Jahren bereits registrieren ARD und ZDF einen ‚Generationenabriss’, also den Verlust einer gemeinsamen Medienerfahrung zwischen den Generationen in Form des öffentlich-rechtlichen Fernsehens“, sagt der Medienexperte. Gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Timon Beyes, weiteren Wissenschaftlern und Experten aus der Wirtschaft will er unter anderem neue Finanzierungs- und Organisationsformen in der digitalen Kultur erforschen.
Supported Employment - „SEplus“
Das neue Vorhaben „SEplus“ im Themenschwerpunkt Gesundheit beschäftigt sich mit betrieblichem Gesundheitsmanagement und Arbeitsintegration von Menschen mit psychosozialen Erkrankungen. Das Team um den Psychiater Prof. Dr. Wulf Rössler richtet in Unternehmen Maßnahmen wie Coachings und Beratungen ein, mit denen Arbeitgeber der Entstehung psychischer Störungen bei Arbeitnehmern vorbeugen können.
Ein weiterer Baustein von „SEplus“ sind Konzepte für die Reintegration von ehemals erkrankten Arbeitnehmern in den Arbeitsmarkt. Das Angebot orientiert sich vor allem an den Bedürfnissen kleiner und mittlerer Unternehmen in der Region. Beide Ansätze werden von der Forschungsgruppe auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Ziel des Projektes ist es, Arbeitsplätze zu erhalten und Ausfallzeiten psychisch Kranker zu verringern. Mit den Themen psychosoziale Erkrankungen und betriebliches Gesundheitsmanagement schlägt „SEplus“ die Brücke zu drei bereits bestehenden Vorhaben zur Gesundheitsforschung im Innovations-Inkubator.
Die Strukturkommission
Neben Staatssekretär Lange gehören der Strukturkommission an: Frank-Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (BA); Dieter Imboden, Professor für Umweltphysik an der ETH Zürich, Präsident des Nationalen Forschungsrates des Schweizerischen Nationalfonds; Manfred Prenzel, Professor für Pädagogik und Pädagogische Psychologie, Inhaber des Susanne Klatten-Stiftungslehrstuhls für Empirische Bildungsforschung an der TU München und nationaler Projektmanager für die PISA-Studien 2003 und 2006; Jürgen Kluge, Vorstandsvorsitzender der Haniel & Cie. GmbH; Sir Peter Jonas, Kulturmanager und Opernintendant, von 1993 bis 2006 Staatsintendant der Bayerischen Staatsoper in München.