Mit sechs Stellwänden will die Stadt dem aktuellen Baustellen-Frust begegnen
Lüneburg, 23.10.2025 - Wer Lüneburg in diesen Tagen von außerhalb ansteuert, muss ein grundsätzliches Verständnis für deutsche Umleitungssymbole und mitunter viel Geduld mitbringen. Denn die Stadt, die sich nahezu komplett eingemauert hat, macht es selbst gutgewillten Eindringlingen schwer, die Innenstadt zu erreichen. Grund sind die zahlreichen Baustellen, die nahezu zeitgleich eröffnet wurden und sowohl Besucher als auch Lüneburger für die nächsten Jahre auf eine harte Probe stellen – mit negativen Folgen für den innerstädtischen Einzelhandel. Mit einer Plakat-Aktion will die Stadt dem Stau- und Umleitungs-Frust entgegenwirken.
Alle sollen doch weiterhin die "attraktive Lüneburger Innenstadt mit all ihren Angeboten" ansteuern und sich nicht von den Baustellen im Stadtgebiet abbringen lassen. Das ist die Botschaft, die die Stadtverwaltung mit ihrer Plakat-Aktion "Willkommen in Lüneburg" an den Mann bringen will. Zu lesen ist sie seit gestern auf großformatigen Aufstellern, die an den Stadteingängen und im Stadtgebiet platziert sind, sechs Stück an der Zahl. Den Grund für die Willkommens-Initiative ist darauf ebenfalls zu lesen: "City und Parkplätze bleiben erreichbar – auch mit Baustellen."
Was verständnisvoll und mitnehmend daherkommt, hat einen ernsten Hintergrund: Denn der Einzelhandel sieht sich durch die rigiden Sperrungen massiv beeinträchtigt, wie in Gesprächen mit Lüneburger Einzelhändlern zu erfahren ist. Schließlich ist Lüneburg nach wie vor die Einkaufsmetropole der Region – allerdings nur, solange sie auch erreichbar ist.
Das aber ist mit den Baustellen, die den Innenstadtverkehr in den nächsten Monaten und Jahren massiv beeinträchtigen, kaum noch möglich. Denn sowohl die Arbeiten an der Bleckeder Landstraße, wo die Bahn eine neue Brücke errichtet, als auch an der Dahlenburger Landstraße, die auf Höhe Schwalbenberg für die Erschließung des ehemaligen Lucia-Geländes präpariert wird, werden Monate dauern, die Stadtverwaltung spricht von zwei Jahren.
Hindernisse gibt es aber auch für die von Norden kommenden Verkehre, seit parallel die Artlenburger Landstraße in der Ortsdurchfahrt Adendorf saniert wird. Warum dies zeitgleich mit den anderen Baustellen durchgeführt wird, bleibt ein Geheimnis der jeweils verantwortlichen Straßenbaubehörden. Zwar gelobten diese nach zuletzt deutlicher öffentlicher Baustellen-Kritik, vor der schließlich sogar die Politik nicht mehr die Augen verschließen konnte, Besserung. Viel gefruchtet scheint diese augenscheinlich aber nicht zu haben.
Doch damit nicht genug. Auch der Verkehr aus dem Südwesten Lüneburgs muss mit massiven Beeinträchtigungen leben, seitdem die Stadtverwaltung auch noch die Soltauer Straße sperrte, weil hier die OHE-Bahnbrücke saniert werden muss. Kritik kam von der Wirtschafts- und Mittelstandsunion (MIT) Lüneburg. Sie beklagt, dass die von der Sperrung der betroffenen Betriebe zuvor nicht einmal informiert wurden und schon jetzt wirtschaftliche Einbußen von bis zu 40 Prozent verzeichnen. Voraussichtliche Dauer der Baustelle: acht Monate.
Im Rathaus ist die öffentliche Kritik an ihrem massiven Sperr-Programm offenbar angekommen. Anders ist die jetzt gestartete Plakat-Aktion jedenfalls nicht zu deuten. Dazu dürfte auch die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg beigetragen haben. Man begrüße die Aktion, lässt sie sich zitieren.
Aus dem Rathaus kommen deshalb nun auch deutlich versöhnlichere Töne: "Wir wollen rechtzeitig vor der Weihnachtszeit mit dieser freundlichen Plakatierung eine positive Botschaft senden und gleichzeitig die städtischen Parkhäuser Lünepark, Am Bahnhof und Am Rathaus bewerben. Dort ist das Parken in der ersten Stunde noch bis Jahresende kostenlos", so Markus Moßmann, Verkehrsdezernent der Stadt. Und: "Außerdem ist es uns ein Anliegen, nicht nur Besucherinnen und Besucher, sondern auch Pendlerinnen und Pendler sowie Anwohnende um Verständnis für die Baustellen im Stadtgebiet zu bitten."

