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Eine Kampagne, die mehr Probleme schafft als löst

Die LMG will Tausende Auswärts-Pendler dauerhaft nach Lüneburg holen

Bekannte Situation am Lüneburger Bahnhof: Pendler warten am Morgen auf den Zug nach Hamburg. Deutlich mehr Pendler aber kommen aus der Gegenrichtung. Foto: LGheuteLüneburg, 22.10.2025 - Die Lüneburg Marketing GmbH – ihr Geschäft ist die Hervorhebung der Vorteile der Stadt gegenüber anderen Standorten – hat eine neue Kampagne ins Leben gerufen. Weil beim Blick auf die täglichen Pendlerzahlen festgestellt wurde, dass mehr Menschen in Lüneburg ein- als auspendeln, soll dieses Saldo-Defizit nun korrigiert werden. Die Idee der Marketing-Truppe: Zieht doch bitte alle nach Lüneburg, schließlich gibt es auch hier tolle Jobs. Das Konzept hat nur einen Haken.

Laut einer Erhebung des Landesamts für Statistik pendelten im Jahr 2023 knapp 34.000 Personen nach Lüneburg. In die Gegenrichtung fuhren allerdings nur etwa die Hälfte, exakt waren es 17.396 Pendler. Den Überschuss, also etwa 17.000 Menschen, will die Chefin der Lüneburg Marketing GmbH (LMG), Gitte Lansmann, nun möglichst dauerhaft nach Lüneburg holen. Ihr Argument: Wer hier ohnehin schon arbeitet, kann sich hier ja auch gleich ganz ansiedeln und dadurch sinnlose Zeit und Kosten fürs Pendeln sparen.

◼︎ Lüneburger Wohnungsmarkt schon jetzt angespannt

An sich kein schlechter Gedanke, wenn damit nicht ein neues Problem geschaffen würde. Denn Wohnraum in Lüneburg ist nicht nur teuer, er ist auch überaus knapp. Schon jetzt sind viele Tausende auf der Suche nach einer Bleibe, am besten einer, die sie sich auch leisten können. Eine Nachfrage bei der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft Lüwobau hätte Gitte Lansmann erkennen lassen, wie arg es um die Wohnungssituation in Lüneburg bestellt ist.

Bemerkenswert auch, dass Lansmann ihre Kampagne ausgerechnet auf dem Rücken derer aufbaut, die sich seit langem über die Ignoranz ihrer Interessen seitens der Stadtverwaltung beklagen. Gerade in den letzten Monaten wurden unter anderem durch die berufsständischen Kammern und die Wirtschafts- und Mittelstandsorganisation (MIT) Lüneburg Verbesserungen für die regionalen Betriebe und Unternehmen angemahnt. Eine Resonanz darauf ist bislang ausgelieben.

◼︎ Mietpreise werden steigen

In der LMG-Chefetage scheint das alles wenig Gehör zu finden. Hier ist man ohnehin eher auf Events und Happenings wie Stadt- und Sülzmeisterfeste programmiert, auch wenn die Stadt dabei stets reichlich Geld zuschießen muss. Ob die jetzt gestartete Kampagne wirklich sinnvoll ist, darf angesichts der Lüneburger Wohnungsnot bezweifelt werden. Denn mit weiteren Zuzügen aus dem teureren Hamburg ins noch preiswertere Lüneburg wird nicht nur die Wohnungsknappheit vor Ort weiter verschärft, es werden unterm Strich auch die Mietpreise steigen – und zwar für alle. 

 

 

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