Lüneburgs Sozialdezernent Florian Forster geht lieber nach Bremen
Lüneburg, 23.10.2024 - Erneut verlässt eine Top-Führungskraft das Lüneburger Rathaus. Wie heute bekanntgegeben wurde, wird Lüneburgs Bildungs-, Sozial-, Sport- und Kulturdezernent Florian Forster zum 30. November aus seinem Amt ausscheiden. Er habe Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch um Entlassung aus dem Beamtenverhältnis zum 30. November gebeten. Formal muss der Rat der Stadt ihn noch von seinen Aufgaben entpflichten. Forster wäre damit zwei Jahre für die Stadt aktiv gewesen.
Die Entscheidung sei für das Rathaus überraschend gekommen, heißt es in der heute verteilten MItteilung. Danach will Forster nicht nur zurück in seine alte Heimat Bremen, er wird auch der öffentlichen Verwaltung den Rücken kehren und ein "attraktives Angebot aus der freien Wirtschaft" annehmen, wie es heißt. Oberbürgermeisterin Kalisch erklärte, dass sie den Wunsch ihres Dezernenten bedauere, ihn aber auch respektiere. Und weiter: "Er hat in extrem belastenden Zeiten unter anderem die Unterbringung geflüchteter Menschen organisiert, die Umsetzung des Ganztags-Schulkonzepts vorangebracht und den Bereich Kultur weiterentwickelt. Und er hat die Hansestadt auch in kontroversen Situationen hervorragend vertreten. Dafür bin ich ihm dankbar."
◼︎ "War nicht immer einverstanden"
Bemerkenswerte Worte kamen auch von Forster: "Ich habe die Aufgabe als Sozialdezernent der Hansestadt mit großer Freude und vor allem mit einem großartigen Team erfüllt. Dass ich mit der strategischen Ausrichtung des Hauses nicht immer einverstanden war, ist kein Geheimnis. Aber es überwiegt die Dankbarkeit für eine spannende Erfahrung in einer herausfordernden Zeit."
Florian Forster war am 15. September 2022 vom Rat zum Dezernenten für Bildung, Jugend, Soziales und Kultur gewählt worden. Im Rat wurde der Personalvorschlag der Oberbürgermeisterin mit gemischten Gefühlen aufgenommen, nicht alle sahen in ihm eine Idealbesetzung. Forster agierte zudem unglücklich bei der Neubesetzung des Lüneburger Seniorenbeirats (LGheute berichtete), es gab Ärger bei der Unterbringung von Flüchtlingen in dem früheren Möbelhaus im Ilmenaucenter. Kürzlich zog er zudem noch Kritik wegen der Unterbringung von Obdachlosen in der Gemeinschaftsunterkunft in Rettmer auf sich.
◼︎ Mehrarbeit für die übrigen Dezernenten
Wie aus Rathaus-internen Kreisen zu hören ist, kommt der jetzt angekündigte Wechsel indes nicht so überraschend, wie es die Rathausspitze darstellt. Forster soll schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf der Linie der Oberbürgermeisterin gewesen sein. Dass er mit der "strategischen Ausrichtung" des Rathauses nicht immer einverstanden war, ist aus Sicht eines Insiders, der namentlich nicht genannt werden will, kein Wunder: "Das Rathaus hat überhaupt keine Strategie."
Die Stadtverwaltung kündigte an, die Stelle des Sozialdezernenten "schnellstmöglich" besetzen und dafür einen Headhunter beauftragen zu wollen. Bis zur Wiederbesetzung habe die Oberbürgermeisterin mit dem "Verwaltungsvorstand", gemeint ist die Dezernentenrunde, die Weiterführung der Amtsgeschäfte im Dezernat sichergestellt. Mit anderen Worten: Die verbleibenden Dezernenten müssen die Arbeit mit übernehmen.