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Neues Stadtteilzentrum in alten Dienstwohnungen?

SPD stellt sich gegen Pläne der Stadtverwaltung, auf einen Neubau in Kaltenmoor zu verzichten 

Das ökumenische Gemeindezentrum in Kaltenmoor. Foto: LGheuteLüneburg, 16.06.2024 - Im Rat der Stadt Lüneburg bahnt sich neuer Zwist an. Anlass diesmal: die Schaffung eines Stadtteilhauses in Kaltenmoor. Das wurde zwar schon 2018 einstimmig beschlossen, doch die Stadtverwaltung verfolgt nun andere Pläne. Sie will leerstehende Dienstwohnungen im ökumenischen Gemeindezentrum am St.-Stephanus-Platz anmieten und umbauen lassen. Vorteil: Die hochverschuldete Stadt könnte viel Geld sparen. Die SPD-Ratsfraktion spricht sich dennoch dagegen aus.

"Wir wollen kein zweites Behördenzentrum, sondern ein Stadtteilhaus, das seinem Namen gerecht wird: mit Begegnungsstätten, umfangreichen Möglichkeiten des Austauschs miteinander und somit einer Förderung der lebhaften und so vielfältigen Realität vor Ort!" Mit diesen Worten fordert Hiltrud Lotze, Co-Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, eine Abkehr von den jüngst von der Stadtverwaltung bekanntgegebenen Plänen zur Nutzung von Räumen im ökumenischen Gemeindezentrum am St.-Stephanus-Platz.

◼︎ Christliches Gebäude "Hürde" für Andersgläubige

Die Kritik der SPD: Die Räume, zwei leerstehende Dienstwohnungen der Kirche, seien für den vorgesehenen Zweck viel zu klein, zudem werde dort überwiegend Platz für Beratungsbüros entstehen. Außerdem seien sie räumlich eingezwängt in ein den beiden christlichen Kirchen zugeordnetes Gebäude. "Für Menschen anderer Glaubensgemeinschaften kann dies eine Hürde sein, das Haus anzunehmen", heißt es in einem Änderungsantrag, mit die SPD-Fraktion auf die Pläne der Verwaltung reagiert. 

"Kaltenmoor ist mit über 10.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste und vielfältigste Stadtteil Lüneburgs. Das Miteinander der unterschiedlichen Nationalitäten, die kulturelle und religiöse Vielfalt, aber auch eine schwierig bleibende soziale und ökonomische Situation spiegeln sich in allen Lebensbereichen der Menschen und in der Verschiedenartigkeit ihrer Interessenlagen wieder", betont Co-Fraktionsvorsitzender Uwe Nehring, der selbst in Kaltenmoor viele Jahre als Quartiermanager tätig war.

◼︎ Stadtverwaltung führt deutlich geringere Kosten an

Die Stadtverwaltung sieht das anders. "Wir haben eine gute und schnell umsetzbare Lösung für ein Stadtteilhaus in Kaltenmoor gefunden", findet Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. Hauptargument: Für den erforderlichen Umbau der Wohnungen würden laut Verwaltung Kosten in Höhe von 150.000 bis 200.000 Euro anfallen, für den geplanten Neubau hingegen rund vier Millionen Euro. Allerdings würden dann langfristig Mietzahlungen anfallen, über deren Höhe die Verwaltung aber keine Angaben machte.

Die SPD-Fraktionsvorsitzenden sehen noch einen weiteren Punkt: In Oedeme, wo nur etwa halb so viele Menschen wohnen wie in Kaltenmoor, ist ein neues, umfangreiches Stadtteilhaus mit einem Veranstaltungssaal von über 180 Quadratmetern und einer Gesamtnutzfläche von rund 400 Quadratmetern gebaut worden. "Verdienen es die Menschen in Kaltenmoor dann nicht erst recht, ebenfalls ein angemessenes Stadtteilhaus zu erhalten?"

Ihre Forderung begründen sie auch damit, dass bereits Fördermittel des Bundes in Höhe von 1,15 Millionen Euro für den Neubau bereitstehen. "Wir fordern, dass der Ratsbeschluss aus 2018 endlich umgesetzt wird und die Bundesmittel nicht verschenkt werden", erklärt Uwe Nehring. 

 

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