SPD und ein Grüner wollen mit einem Kniff die Sperrstunde beim diesjährigen Stadtfest verlängern
Lüneburg, 23.04.2024 - Wenn am 31. Mai der Startschuss für das diesjährige Lüneburger Stadtfest fällt, freuen sich tausende Fans des Mega-Events wieder auf drei tolle Tage und Abende. Letztere aber sind im vergangenen Jahr deutlich kürzer ausgefallen als in den Vorjahren. So war am Eröffnungsabend bereits um 22 Uhr Schluss, am Sonnabend, Hauptkampftag von Bands, Brandwurstbuden und Bierzapfstellen, gingen um 23 Uhr die Lichter aus. Die SPD will das ändern. Der Anstoß dazu aber soll von einem Grünen gekommen sein.
"Im letzten Jahr lief das Fest mit großem Zuspruch aller Generationen sehr gut an und fand dann sein abruptes Ende gegen 22 Uhr. Diese Regelung sorgte bei den Besuchern wie auch den Standbetreibern für großes Unverständnis. Es herrscht dringlicher Handlungsbedarf seitens der Stadtverwaltung." Diesen von der Stadtverwaltung geforderten "Handlungsbedarf" hat die SPD-Fraktion nun gleich selbst in die Hand genommen.
Mit einem Antrag für die kommende Ratssitzung am 25. April fordert sie, künftig wieder länger feiern zu können. Danach soll auf den Bühnen am Freitag und Sonnabend eine Spielzeit bis Mitternacht erlaubt sein, Getränke sollen bis 0.30 Uhr verkauft werden dürfen. Am Sonntag soll es bei der bisherigen Regelung bleiben und um 22 Uhr Schluss sein.
◼︎ Kein Interesse bei Grünen und CDU
Der Anstoß zu dem Antrag aber sei von ihm gekommen, erklärte Martin Lühmann gegenüber LGheute. Pikant: Lühmann ist nicht nur Betreiber des Szene-Lokals "1900", er ist auch Mitglied der Fraktion der Grünen im Lüneburger Stadtparlament. Warum nur er und nicht auch seine eigene Fraktion den Antrag unterstützen, erklärt er so: "Die wollten nicht." Auch die CDU-Fraktion, bei der ebenfalls angefragt worden sei, habe kein Interesse gezeigt.
Warum vor allem die Grünen ablehnen, war wiederum von Dritten zu erfahren. Danach, so die Darstellung, hätte man mit dem Antrag das Grün geführte Rathaus in Bedrängnis gebracht, das sich aus rechtlichen Gründen gegen eine Verlängerung sperre. Der Grund: Die Gesetzeslage in Niedersachsen verbiete es, über die zuletzt verhängten Zeiten hinaus zu feiern.
◼︎ Das "seltene Ereignis" soll es retten
Dem aber wollen sich SPD und Lühmann nicht beugen. Ihr Argument: Auch an anderen Orten sei im letzten Jahr sogar über Mitternacht hinaus gefeiert worden, Beispiel Winsen/Luhe. Möglich geworden sei dies laut SPD-Ratsmitglied Philipp Meyn durch den Hinweis, bei der Veranstaltung handele es sich um ein "seltenes Ereignis". Aus Sicht der Antragsteller treffe dies auch auf das Lüneburger Stadtfest und das Sülfmeisterfest zu, für das der Antrag gleich mit gelten soll.
Warum aber konnte in den Jahren zuvor bei Stadt- und Sülfmeisterfest problemlos bis Mitternacht gefeiert werden? Laut Lühmann habe eine Klage eines Lüneburgers dazu geführt, dass nun strenger vorgegangen wird.
◼︎ Viele Fragen offen
Ob der Antrag durchkommt, hängt nicht zuletzt davon ab, ob er überhaupt zur Behandlung am 25. April zugelassen wird. Dies wollen die Antragsteller mit einem Dringlichkeitsantrag sicherstellen. Aber auch danach bräuchte der eigentliche Antrag noch die Mehrheit im Rat.
Doch auch das ist noch nicht alles. Denn selbst, wenn der Antrag angenommen würde, müssten auch die Akteure des Stadtfests in der Lage sein, die längeren Feierstunden zu füllen. Seitens der Wirte dürfte da kein Protest zu erwarten sein. Anders sieht es hingegen bei den Bands aus, deren Auftrittszeiten und -dauer seit Monaten vertraglich festgelegt ist. Philipp Meyn sieht da keine Probleme: "Wir haben mit der Marketing GmbH gesprochen, es hieß, die letzten Bands an dem Abend würden auch länger spielen." Und wenn nicht, würde ein DJ für Stimmung sorgen.
Eigentlich, so war zu hören, hätte der Antrag schon vor dem letzten Stadtfest eingebracht worden sein sollen. Weil die Zeit davor aber zu knapp war, um noch etwas ändern zu können, habe man sich entschieden, ihn für dieses Jahr einzubringen. Warum man damit wieder bis kurz vor Toresschluss gewartet hat, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.