Lüneburgs Stadtverwaltung will ohne Politik keine Entscheidung zum Wassersparen treffen
Lüneburg, 19.06.2023 - Der Landkreis Lüneburg hat es es schon, die Stadt Lüneburg zögert noch: das Rasensprengenverbot. In der Hansestadt setzt man derzeit noch auf Appelle, Wasser wegen der anhaltenden Trockenheit einzusparen. Doch nun denkt man auch in Lüneburgs grünem Rathaus über ein entsprechendes Verbot nach, traut sich aber offenbar nicht, das auch ohne Ratsbeschluss umzusetzen.
Eine Allgemeinverfügung mit Vorgaben zu Beregnung und Bewässerung, wie sie der Landkreis letzte Woche angekündigt hat (LGheute berichtete), will die Stadt für ihr Gebiet "nicht ohne die Befassung der politischen Gremien mit dem Thema" erlassen. "In welcher Form den Menschen hierzu Vorgaben gemacht werden sollten und wie wir auch auf anderem Wege noch mehr für das Wassersparen werben können, das ist eine wichtige Entscheidung, bei der wir als Verwaltung die gewählten Vertreter:innen aus der Politik einbinden werden", begründet Jürgen Kipke, Fachbereichsleiter Klimaschutz und Umwelt, die zögerliche Haltung der Stadt.
Sie will einen anderen Weg gehen und das Thema zunächst im Stadtrat diskutieren. Dort, das steht zu erwarten, wird das Thema nach langer Diskussion in den Fachausschuss überwiesen mit dem Ergebnis, dass dieser nach der Sommerpause vermutlich zu demselben Ergebnis kommt, das der Landkreis bereits umsetzt. Doch damit nicht genug, denn der Antrag muss dann zunächst zur letztendlichen Entscheidung wieder zurück in den Rat gehen – Wochen wenn nicht Monate später.
Dies verwundert, denn beim Thema Wassersparen stehen Stadt und Landkreis über das Wasserforum bereits in ständigem Austausch. Nur: "Hier bauen wir aber auch auf das Wissen der Menschen um die Verknappung der Ressource Wasser, und das gilt insbesondere auch für Betriebe aller Art mit hohen Wasserverbräuchen." Mit anderen Worten: Die Stadt setzt auf den gesunden Menschenverstand. Das ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, doch ob dies bei jungen Hausbesitzern, die grad Tausende Euro für den zusehends gelber werdenden Rollrasen ausgegeben haben, oder Industrieunternehmen, die ohnehin schon wegen horrender Energiekosten, unterbrochener Lieferketten und fehlender Fachkräfte um ihre Wettbewerbsfähigkeit am Markt bangen, fruchtet, dürfte fraglich sein. In diesen (Trocken)-Zeiten wäre es daher vermutlich besser, als Verwaltung auch selbst mal eine Entscheidung zu treffen. Schließlich ist sie dazu ja da.