Losverfahren fürs Johanneum sorgt für Ärger
Lüneburg, 08.06.2025 - Dass es offenkundig zu viele Abiturienten und zu wenig Fachkräfte gibt, spürt nicht nur, wer einen Klempner braucht, einen Werkstatt-Termin fürs Auto benötigt oder wegen gesundheitlicher Maleschen den Arzt aufsuchen muss. Dass es auch weiterhin zu viele Abiturienten geben wird, darauf deuten die jüngsten Anmeldezahlen an den weiterbildenden Schulen in Lüneburg hin. Weil sie die Grenzen der Kapazitäten sprengen, sollen Plätze verlost werden. Das sorgt für Ärger. Nun soll im Verwaltungsausschuss der Stadt eine Lösung gefunden werden.
Ausreichend Schulplätze gibt es für alle Viertklässler aus Stadt und Landkreis Lüneburg, die nach dem Sommer auf die weiterführende Schule wechseln – nur nicht immer an dort, wo Karriere und Erfolg sich mit einem Abitur vermeintlich von selbst einstellen: an einem Gymnasium oder einer IGS. Spitzenreiter in der Beliebtheitsskala war bislang immer das Gymnasium Oedeme, wo die Aufnahmekapazitäten deshalb auch mehrfach erweitert wurden.
Auch in diesem Jahr gab es wieder mehr Anmeldungen als Plätze, unter anderem an der IGS Lüneburg und erstmals auch an der IGS Kreideberg. An beiden Schulen standen 150 Plätze zur Verfügung – hier hat mittlerweile das Los darüber entschieden, wie die Plätze verteilt werden.
◼︎ Losverfahren mit Vorauswahl
Ebenfalls sehr hohe Anmeldezahlen gibt es in diesem Jahr am Johanneum. 218 neue Schüler möchten das Gymnasium besuchen, aber nur 180 Plätze stehen an der sechszügigen Schule zur Verfügung. Diese Sechszügigkeit ist laut Stadtverwaltung gesetzlich vorgesehen, auch der Rat der Stadt wollte daran nicht rütteln. Weil die Zahl der Anmeldungen die Zahl der verfügbaren Plätze übersteigt, hatte die Stadtverwaltung auch hier das Losverfahren vorgesehen.
Das Losverfahren sieht dabei vor, dass Geschwisterkinder sowie Kinder mit Wohnsitz im Stadtgebiet (mit Ausnahme des Stadtteils Oedeme, da die Schulträgerschaft hierfür weiterhin beim Landkreis Lüneburg liegt) einen Platz bekommen und die übrigen Plätze unter allen Anmeldungen ausgelost werden. Kinder, die nicht am Johanneum angenommen werden können, könnten sich dann bei anderen Gymnasien anmelden. Die Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen seien generell "sehr dynamisch" und wechselten von Jahr zu Jahr, sagt Marvin Miekautsch, Bereichsleiter Schulen bei der Hansestadt. So habe in der Vergangenheit auch schon an der Herderschule oder an der Wilhelm-Raabe-Schule gelost werden müssen, da die Anmeldezahlen zu hoch waren.
◼︎ Kreiselternrat: Stadt-Kinder werden bevorzugt
Gegen dieses Losverfahren am Johanneum kam prompt Kritik vom Kreiselternrat. Er kritisiert, dass Kinder mit Wohnsitz im Stadtgebiet vor Kindern aus dem Landkreis bevorzugt werden sollen. "Das halten wir für ungerechtfertigt, wenn alle Schulen unserer Bildungsregion gemeinsam gedacht werden, wie das von Stadt und Landkreis stets propagiert wird", erklärt Kreiselternratsvorsitzender Marco Sievers. "Und für nicht wenige Eltern würde das bedeuten, dass sie nach einer Absage an der Gesamtschule nun ein weiteres Mal um die Auslosung ihres Kindes bangen müssten."
Die Elternräte verweisen auf aktuelle Gespräche, nach denen für den kommenden fünften Jahrgang am Johanneum als Ausnahmeregelung eine Siebenzügigkeit geschaffen werden könnte. Man stehe dazu in Kontakt mit Schulleitung und Stadtverwaltung. Eine entsprechende Veränderung der Zügigkeit von bis zu einer Schulklasse sei in den letzten Jahren schließlich auch an anderen Schulen kein Problem gewesen.
Ob das Johanneum nun für den neuen fünften Jahrgang einmalig siebenzügig wird und damit immerhin bis zu 210 Kinder aufnehmen könnte, darüber will der Verwaltungsausschuss der Stadt als Schulträger am Dienstag, 10. Juni, ab 19 Uhr in einer nichtöffentlichen Sondersitzung beschließen. Aus dem Rathaus heißt es dazu, man wolle damit Schülern, Eltern und Schulen zeitnah Planungssicherheit für das weitere Verfahren geben.