Gesellschafter fordern Neuausrichtung – Orchester wird abgespeckt
Lüneburg, 03.06.2025 - Lüneburgs Theater wird nicht bleiben, wie es ist. Diese unmissverständliche Ansage kam heute von Stadt und Landkreis Lüneburg, den beiden Trägern der Kultureinrichtung. Das Theater, das seit Jahren trotz überdurchschnittlicher Erlöse hohe finanzielle Verluste einfährt, soll eine Neuausrichtung als Dreispartenhaus erfahren. Im Mittelpunkt: neue, junge Zielgruppen. In den Bereichen Oper und klassische Konzerte hingegen soll abgespeckt werden, vor allem bei der Zusammensetzung des Orchesters.
Angesichts "sich wandelnder Präferenzen des Publikums" haben sich die Gesellschafter des Theaters, also Stadt und Landkreis Lüneburg, entschlossen, die Geschäftsführung des Theaters zu beauftragen, das Haus neu auszurichten, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Gesellschafter. "Unser gemeinsames Ziel ist es, das Theater für die Menschen in der Region als Dreispartenhaus zu erhalten. Dafür braucht es einen zusätzlichen Fokus auf neue, junge Zielgruppen, gleichzeitig bedarf es auch struktureller Veränderungen. Gradmesser hierfür werden zukünftig auch die Zuschauerzahlen sein", sagt Lüneburgs Landrat und Theater-Aufsichtsratsmitglied Jens Böther.
Damit geraten vor allem die Bereiche Oper und klassische Konzerte in den Blick, in denen zuletzt sinkende Besucherzahlen verzeichnet wurden. Im Fokus hier: das Orchester. Hier soll es mit Billigung der zuständigen Fachausschüsse von Stadt und Kreis Stellenkürzungen geben, "sozialverträglich, das bedeutet ohne betriebsbedingte Kündigungen", wie die Gesellschafter mitteilten.
◼︎ Drei Jahre Schonfrist
Ob das allerdings für eine dauerhafte Konsolidierung des strukturell defizitären Theaters ausreichen wird, ist fraglich. Das scheinen auch die Gesellschafter so zu sehen: "Uns ist bewusst, dass es Zeit braucht, bis dieser neue Weg zu spürbaren bilanziellen Verbesserungen führt. Wir haben der Geschäftsführung daher zugesichert, auch die nächsten drei Spielzeiten bis einschließlich 2027/2028 finanziell abzusichern", sagt Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. Immerhin: Auch das im Aufsichtsrat vertretene Land Niedersachsen habe der Neuausrichtung des Theaters in der jüngsten Aufsichtsratssitzung zugestimmt.
Auch die Theater-Leitung scheint, mit der Neuausrichtung leben zu können. "Unter dem Motto 'Die Zukunft ist immer anders.' haben wir in der laufenden Spielzeit mit dem Transformationsprozess begonnen", so Intendant Friedrich von Mansberg. "Eine erste Bilanz zeigt: Wir haben mehr Zuschauer und konnten die Einnahmen deutlich steigern. Überdies ist es uns gelungen, mehr als 700.000 Euro an Drittmitteln für den Neustart einzuwerben. Zudem konnten wir neue Publikumsgruppen ansprechen, Hürden abbauen, Kooperationen ausbauen und mit der 'Akademie Junges Musiktheater' ein Alleinstellungsmerkmal für das Theater entwickeln."
In der kommenden Woche steht das Thema unter anderem auf der Tagesordnung der gemeinsamen Sitzung der beiden Kultur-Ausschüsse von Landkreis Lüneburg und Stadt Lüneburg am 11. Juni. Abschließend geht es in die beschließenden Gremien von Stadt und Landkreis.