header

"Lernort der Demokratiebildung"

"Euthanasie"-Gedenkstätte in Lüneburg ausgezeichnet

Im ehemaligen Wasserturm der Psychiatrischen Klinik ist heute die Gedenkstätte untergebracht. Foto: LGheuteLüneburg, 21.07.2022 - Die "Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg ist seit gestern "Ausgezeichneter Lernort Demokratiebildung in Niedersachsen". Kultusminister Grant Hendrik Tonne würdigte mit der Auszeichnung das "langjährige Engagement für Demokratie und Menschenrechte auf höchstem pädagogischen Niveau", wie der Minister auf der Auszeichnungsveranstaltung unterstrich.

Mit der tiefen Verankerung in der Stadt und der Region sowie dem guten Kontakt zu Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sei die "Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg "eine wichtige Akteurin in der Bildungslandschaft demokratischer Institutionen in Niedersachsen", so Tonne.

Seit dem Jahr 2004 setzt sich die „Euthanasie"-Gedenkstätte in Führungen, Seminaren und Workshops mit den menschenverachtenden Taten des Nazi-Regimes zwischen 1940 und 1945 auseinander. Im Bereich der Lehrkräftefortbildung habe sich die Gedenkstätte auch überregional einen Namen gemacht, erklärte das Kultusministerium. Ein besonderer Schwerpunkt sei die inklusionsorientierte Bildungsarbeit für Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf. 

Die „Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg befindet sich auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Sie erforscht und vermittelt am historischen Ort unter anderem die Beteiligung der Anstalt an der systematischen Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung in den Jahren 1940/41, der sogenannten "Aktion T4". 

Der Ort steht exemplarisch für die "Kinder-Euthanasie": Von 5.000 Kindern und Jugendlichen, die diesen systematischen Ermordungen zum Opfer fielen, sind mindestens 300 bis 350 der sogenannten „Kinderfachabteilung" Lüneburg zuzuordnen. Weiterhin wurde die Lüneburger Anstalt als eine von elf "Ausländersammelstellen" genutzt, in denen unter anderem Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter konzentriert und ebenfalls ermordet wurden.

Dr. Carola S. Rudnick, Leiterin und Geschäftsführerin der Gedenkstätte, betont: "Uns bedeutet die Auszeichnung sehr viel. In Zeiten, in denen antidemokratische Strömungen an Boden gewinnen, ist es von Bedeutung, regionale Gedenkstätten, Lern- und Begegnungsorte nachhaltig zu stärken, die neben dem Erinnern an vergangene Verbrechen auch für Teilhabe, Vielfalt, Inklusion und damit verbundene Werte im Jetzt und Hier stehen."

Die Auszeichnung als „Lernort Demokratiebildung in Niedersachsen" umfasst ein repräsentatives Schild sowie einen Geldpreis in Höhe von 500 Euro. Mit dem Preis verbunden ist zudem die Möglichkeit, im Netzwerk der anerkannten Lernorte gemeinsam für eine demokratische und menschenrechtsorientierte Bildung in Niedersachsen zusammenzuarbeiten.  

 

Kommentar schreiben