Mit einer Petition wollen CDU und FDP die Schließung der Johannes-Rabeler-Schule verhindern
Lüneburg, 03.06.2022 - Die Johannes-Rabeler-Schule in Lüneburg ist beliebt und erfreut sich großen Zuspruchs. Allein für das kommende Schuljahr liegen 30 Anmeldungen vor, nicht gerade wenig für eine Förderschule. Doch es könnten die letzten Anmeldungen sein, die von der Schule noch angenommen werden dürfen, da in fünf Jahren die Pforten der Schule endgültig geschlossen werden sollen. Die Stadtrats-Fraktionen von CDU und FDP wollen dies verhindern und haben einen Antrag für eine Petition eingebracht.
"Die Johannes-Rabeler-Schule muss als unverzichtbare Förderschule Lernen über das Schuljahr 2027/2028 hinweg erhalten bleiben", heißt es in dem gemeinsamen Antrag von CDU und FDP. Inklusion sei wichtig, doch ersetze sie nicht die individuelle Betreuung in einer Förderschule.
Genau die aber sollen mit dem 2012 in Niedersachsen beschlossenen Inklusionsgesetz abgeschafft werden. Das Land folgte damals einer entsprechenden UN-Konvention, der sich auch Deutschland angeschlossen hatte. Danach hat jeder Mensch ein Recht auf ein inklusives Bildungsangebot.
◼︎ Land kann inklusiven Bildungsauftrag nicht erfüllen
Doch daran hapert es von Beginn an. Zwar konnte es mit dem Schließen der Förderschulen oftmals gar nicht schnell genug gehen, ausreichend Sonderpädagogen für die erforderliche Betreuung der Förderschüler aber standen nicht zur Verfügung. Bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Immer wieder gibt es Klagen der Lehrerverbände über eine Überforderung des normalen Lehrpersonals. Sie fühlen sich häufig von der Politik im Stich gelassen, weil sie für einen inklusiven Unterricht gar nicht ausgebildet sind.
Aber selbst dem von der UN verbrieften Recht auf ein inklusives Bildungsangebot wird Niedersachsen kaum gerecht. Gerade einmal drei Stunden Förderunterricht pro Woche stehen jedem Inklusionsschüler zu, und selbst die können nicht immer garantiert werden, da Sonderpädagogen weiterhin Mangelware sind.
◼︎ Jeden Tag Förderunterricht statt drei Stunden pro Woche
An der Johannes-Rabeler-Schule hingegen unterrichten ausschließlich Sonderpädagogen, die Klassen sind maximal 16 Schüler stark statt 30 an den Regelschulen, außerdem sind es bis zum Hauptschulabschluss zehn statt der üblichen neun Schuljahre, hebt Elternratsvorsitzende Stefanie Ratz hervor. Sie betont aber auch: "Es gibt Schüler, für die Inklusion gut ist." Das gelte aber nicht für jeden. Allein in diesem Jahr hätten wieder mehrere Eltern beschlossen, ihre Kinder zurück auf die Johannes-Rabeler-Schule zu bringen. Forderungen, es bei dem lange bewährten System der Förderschulen zu belassen, sind deshalb auch über all die Jahre nicht verstummt.
Wie viele Schulkinder mit Förderanspruch eine Regelschule besuchen, ist nicht bekannt. Die Landesschulbehörden geben darüber keine Auskunft, angeblich aus Datenschutzgründen.
◼︎ Auswirkungen der Pandemie berücksichtigen
"Inklusion muss im Sinne der Kinder gedacht werden", fordert Anna Bauseneick, die den Antrag für die CDU mit unterzeichnet hat. Die Johannes-Rabeler-Schule sei als einzige Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen in Lüneburg unentbehrlich, um jedes Kind hier vor Ort optimal fördern zu können. "Die differenzierte Förderung kann in einer inklusiven Regelschule nicht in diesem Umfang und in dieser Qualität aktuell gewährleistet werden."
Hinzu komme, dass die Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie eine zusätzliche pädagogische Herausforderung an allen Schulen darstelle, wie Frank Soldan ergänzt. "Die Schließung der Förderschule Lernen ist das falsche Zeichen", sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende und ebenfalls Mitunterzeichner des Antrags. Die Förderschule Lernen biete eine gute Lernumgebung, um den Kindern einen erfolgreichen Start in den Arbeitsalltag zu ermöglichen.
Mit dem Wegfall der Förderschule Lernen gehe die "gebündelte Expertise und Unterstützung für die Kinder verloren und der Übergang in die Arbeitswelt wird schwerer", heißt es in dem Antrag weiter. Gerade in den aktuellen Zeiten sollte auf Stabilität gesetzt und die Kinder nicht zusätzlich belastet werden. Es gibt Kinder, die auf den geschützten Raum einer Förderschule angewiesen sind, da dort weder psychischer, sozialer oder emotionaler Druck vorherrscht.
Und so lautet der Beschluss, den CDU und FDP in ihrem Antrag zur Abstimmung im Rat eingebracht haben:
"Die Stadt Lüneburg setzt sich dafür ein, die Johannes-Rabeler-Schule als Förderschule Schwerpunkt Lernen über das Schuljahr 2027/2028 hinaus zu erhalten. Somit sollen auch nach dem Ende des Schuljahres 2022/2023 Schüler aufgenommen werden können. Dadurch soll für die Eltern die Wahlfreiheit beim Förderbedarf Lernen weiterhin erhalten bleiben."