header

Lüneburgs Badehaus soll wiedererstehen

Verein setzt sich für Wiederaufbau des ehemaligen Kurpark-Schmuckstücks ein

Lüneburg, 10.03.2014 - Wir schreiben das Jahr 1970. In einer vertraulichen Sitzung am 5. November beschließt der Rat der Stadt Lüneburg, ein Kur- und Kongresshotel mit 300 Betten errichten zu lassen, das auf dem Kurparkgelände zwischen Hallenbad, Badehaus und Industriebahn entstehen soll. Investor ist die Kosmotel Bau-Betriebs-Verwaltung GmbH aus Essen, Kosten: 50 Millionen Mark. Drei Monate später, am 11. Februar 1971, wird der Abriss des alten Badehauses vom Rat beschlossen, einstimmig. Am 21. Juni rückt der Abriss-Bagger an, Lüneburg verliert sein 1907 im Stil des Barock errichtetes Badehaus. Doch nun gibt es Pläne, das ehemalige Schmuckstück des Kurparks wiedererstehen zu lassen.

"Gestern vormittag war es soweit: Punkt 9.30 Uhr setzte der Bagger an und mit wuchtigen "Schwingern" schlug die Maschine das Säulenportal k.o. Zuerst brachen der Giebel und das Dach zusammen. Beim dritten Schlag schon stürzten dann auch die massiven Säulen des Portals. Die einstige Zierde des Kurparks sank in Staub und Asche." So beschrieb die "Landeszeitung" am 1. Juli 1971 das endgültige Aus für das Badehaus. Es sollte Platz machen für ein großangelegtes Objekt, bei dem es nur wenige Monate später mit der Kosmotel-Pleite ein böses Erwachen geben sollte.

Begründet wurde der Abriss mit dem schlechten baulichen Zustand des Gebäudes und den hohen Kosten, die für eine Renovierung hätten aufgebracht werden müssen. Selbst ursprüngliche Pläne, das Hauptgebäude des Badehauses vor den geplanten Neubauten stehen zu lassen, um wenigstens die charaktervolle Fassade mit dem weißen Säuleneingang zu retten, wurden nicht weiter verfolgt. Damals gab es für den Architekten Wenner aus Wuppertal, der den Neubau verantwortete, nur zwei Alternativen: Erhalt des Kurmittelhauses, bis der Neubau steht, oder völliger Abriss.

Lüneburgs Politiker entschieden sich für Letzteres: "Alle sind zu dem Entschluss gekommen, das alte Badehaus, das auch keinerlei historische Bedeutung für Lüneburg hat, abzureissen", so die "Landeszeitung" am 12. Februar 1971. Und weiter heißt es dort: "Oberstadtdirektor Stelljes betonte noch einmal ausdrücklich, dass der Beschluss, das Kurmittelhaus verschwinden zu lassen, jetzt für den Architekten der Kosmotel-Gesellschaft bedeute, der Stadt geeignete Pläne für einen reizvollen Kurparkabschluss vorzulegen." 

Doch dieser "reizvolle Kurparkabschluss" wird seitdem von vielen Lüneburgern schmerzhaft vermisst. Mit dem Kurparkverein Lüneburg sind jetzt, 43 Jahre nach dem Abriss des alten Badehauses, Lüneburger Bürger angetreten, den alten Zustand wenigstens teilweise wiederherzustellen.

"Im Norden fehlt seither der bauliche Abschluss. Das Badehaus sollte nun so weit wie möglich wiedererstehen und wieder ein städtebauliches Glanzstück für ganz Lüneburg werden", sagt Hans-Christian Schimmelpfennig, Vorsitzender des Vereins. Die Gründung des Kurparkvereins hat die Förderung dieses Vorhabens und die Aufwertung und Verschönerung des Kurparks insgesamt zum Ziel. Durch bürgerschaftliches Engagement und das Sammeln von Mitteln will der Verein versuchen, dieses Ziel zu erreichen. 

"Die baurechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für den Wiederaufbau des Badehauses sind bei Bündelung aller Kräfte und Interessen sicher herzustellen", ist Schimmelpfennig überzeugt. Er will zudem versuchen, für diieses anspruchsvolle Projekt möglichst auch die großen niedersächsischen Stiftungen ins Boot zu holen.

Doch der Verein will auch im Kleinen aktiv sein. So sollen beispielsweise stilgerechte Parkbänke angeschafft werden "oder andere Dinge, die, abgesehen von der Neugestaltung des großen Brunnens, bislang vernachlässigt wurden", so der Vereinsvorsitzende.

 

Kommentar schreiben