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"Keinen sozialistisch verordneten Schlachthof"

Gegenrede: Wolfgang Goralczyk (CDU) zu einer Anfrage der Grünen zur Gründung eines kommunalen Schlachthofs

Der CDU-Politiker Wolfgang Goralczyk ist seit November 2016 Mitglied des Rates der Stadt Lüneburg. Er ist unter anderem Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und städtische Beteiligungen. Foto: LGheuteLüneburg, 02.11.2020 - Schlechte Hygienebedingungen, manchmal noch schlechtere Arbeitsbedingungen, billiges Fleisch und Profitmaximierung – deutsche Schlachthöfe müssen sich in diesen Tagen vieles vorhalten lassen. Für die Grünen im Lüneburger Stadtrat Anlass genug, per Anfrage in der jüngsten Ratssitzung die Möglichkeit zur Gründung eines kommunalen Schlachthofs auszuloten (LGheute berichtete). Was gegen einen solchen Schritt spricht, hat CDU-Ratsmitglied Wolfgang Goralczyk in der Ratssitzung dargelegt. Hier seine Gegenrede.

Wolfgang Goralczyk in der Ratssitzung am 27. Oktober:

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Beigeordnete,
sehr geehrter Herr Blanck,

zunächst möchte ich der Verwaltung für die gewohnt gute Arbeit und Antwort danken.

Zugegeben, die Verhältnisse, wie wir wie sie auf Schlachthöfen erlebten, erleben und wahrscheinlich noch erleben werden, sind mehr als fragwürdig und können von der Politik nicht geduldet werden – unabhängig ob der eklatanten Verstöße gegen Tierwohl und -schutz oder die unsozialen Arbeitsverhältnisse osteuropäischer Arbeitskräfte und Arbeitsumgebungen. Nein, definitiv, so kann und darf es nicht weitergehen – und dies haben auch alle Fraktionen in den Parlamenten erkannt, die Politik wird und muss dagegensteuern.

Ob dies, wie unsere grünen Kollegen hier fordern, allerdings durch einen städtischen Schlachthof geheilt wird und dieser sein muss, sei sehr dahingestellt.

Mich, für meine Person, verwundert da doch sehr die Anfrage des Beigeordneten Blanck nach den Voraussetzungen. Persönlich gehe ich davon aus, dass es durchaus umweltverträglichere Maßnahmen gibt als den Bau eines städtischen Schlachthofes. Sollte dieser eventuell mit Dachgrün bedeckt sein? Eine Grundausstattung mit Leerrohren, um den hilfreichen Bio-Nagern gleich unterirdische Zuwegungen zu bauen, das wäre durchaus eine Voraussetzung im Sinne der Grünen. Dazu noch eine Fassadenbegrünung, damit die Tiere auch noch positive Gefühle vor dem letzten Gang entwickeln können. So könnten Voraussetzungen aussehen, die 'Grün' wahrscheinlich präferieren würde.

Eine Grobschätzung der Kosten wird angefragt. Ja, liebe Kollegen, für'n Appel und 'n Ei wird es das nicht geben. Wenn man allein die Kosten für den Bau der Arena sieht, dann kann man sich vorstellen, dass die Kosten für einen hochmodernen Schlachthof ein Vielfaches sein dürften.

Aber: Durchaus könnten hier Synergien geschaffen werden. Eine Brücke über die Ilmenau für menschliche Viehtriebe kann bei Bundesligaspielen das Parkproblem vor Ort minimieren, gleichfalls wäre diese aber zur Anlieferung der Tiere zum Schlachthof dienlich und nutzbar. Die Lkw-Logistik für den Schlachthof findet wochentags vor dem Schlachthof auf großen Plätzen statt – das Parkplatzproblem der Arena bei Bundesligaspielen ist gelöst. 

Ja, und um das Ganze in hübsche Zahlen zu packen, sollen Förderprogramme genutzt werden. Förderprogramme wofür? Für den Bau von Gewerbe, das dann von Seiten der Grünen in den Ausschüssen torpediert wird und wo sowieso schon von vornherein feststeht, dass man dagegen votieren wird.

Ich halte die Anfrage, wie sie hier gestellt wurde, zwar für durchaus hinterfragbar, aber aus den Reihen der Grünen kommt mir das schon sehr sarkastisch und sehr populistisch vor.

Nein, liebe grüne Kollegen, mit einem städtischen Schlachthof, der sozusagen sozialistisch verordnet wird, werden die Probleme nicht gelöst. 

Warum sollen wir nicht viel lieber die lokalen Bauern und Landwirte mit ihrer Viehzucht unterstützen. Ich bin eher dafür, Wurst und Fleisch von handwerklichen, sauberen und etablierten Landschlachtereien zu kaufen und diese zu fördern, als dem Regelwahn noch einen draufzusetzen und einen städtischen Schlachthof zu bauen.

Wie schön wäre es, wenn es wieder Fleischer und Schlachter um die Ecke in der Stadt geben würde. Wenn die Viehtransporte nicht hunderte von Kilometern über die Straßen rollen müssten. Ich finde, hier sollte unser Fokus hingehen, zur Stärkung unserer lokalen selbstständigen Betriebe.

Ich kenne Beispiele hierfür, wo Tiere hier vor Ort geschlachtet werden. Keinen Stress während der Anfahrt zum Schlachthof, es wird auch nur auf Nachfrage und für den aktuellen Bedarf geschlachtet – nicht mehr. Ja, dies ist etwas teurer, aber das sollte es uns allen wert sein, zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft und zur Stärkung des städtischen Warenangebotes, zum Wohl der Menschen und der Tiere.

Ein Schlachthof, egal unter wessen Führung, führt nur zu mehr Industrialisierung. Die CDU steht für Nachhaltigkeit und einen respektvollen Umgang mit dem Schlachtvieh, dies lösen wir nicht mit einem städtischen, per Dekret angeordneten Schlachthof.

Vielen Dank.

 

 

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