In seiner aktuellen Kolumne spießt Jan Fleischhauer den Fan-Journalismus auf
03.08.2024 - Trump oder Harris? Natürlich Harris, wenn es nach den Medien geht. Seit die US-Demokraten in aller Schnelle einen neuen Präsidentschaftskandidaten finden mussten und die Wahl auf Kamala fiel, überschlägt sich die Presse mit Lobeshymnen auf die neue Hoffnungsträgerin. Drolligerweise auch in Deutschland. Nur: "Woher kommt das Bedürfnis vieler Journalisten, sich selbst zum Fan zu machen? In dem Fall ist das doppelt kurios, da niemand in Deutschland bei der US-Wahl eine Stimme hat", wundert sich Jan Fleischhauer in der neuesten Ausgabe des "Schwarzen Kanals", seiner wöchentlichen Kolumne im "FOCUS". Er kritisiert ohnehin den zu laschen Stil heutiger Journalisten.
Dabei geht Fleischhauer der Frage nach, wann der Journalismus seine Coolness verloren hat. "Ich würde sagen, der Zeitpunkt fällt ziemlich genau mit dem Auftauchen einer neuen Form des Journalismus zusammen, der Einfühlsamkeit an die Stelle des Runterschreibens setzt und Rücksichtnahme an die Stelle der Boshaftigkeit", schreibt der FOCUS-Kolumnist und erinnert an die "goldenen Jahre des Journalismus" mit Karl Kraus, Kurt Tucholsky, Alfred Polgar und Alfred Kerr. "Es waren übrigens alles auch große Beleidiger und Niedermacher, weshalb man sie bis heute liest."
Und wie sieht es heute aus? Fleischhauer: "Die meisten Journalisten wählen heute leider die ungünstigste Variante: brav über Leute schreiben, die alle gut finden."
Wer Freude an klaren Gedanken und offenen Worten hat, sollte die aktuelle Ausgabe des "Schwarzen Kanals" nicht verpassen. Sie ist hier zu finden. Viel Vergnügen!