15.01.2024 - Wie in jedem Jahr gab es auch 2023 wieder viele neue Wortschöpfungen, die zuvorderst politische Absurditäten provokant zutreffend auf den Punkt brachten: "Sozial-Klimbim" war eines davon, "Heizungs-Stasi" ein weiteres. Vor allem zu Letzterem dürfte Vielen vieles einfallen. Das Wort, das bis vor drei Tagen aber wohl nur die Wenigsten kannten, ist "Remigration". Das aber hinderte Constanze Spieß und ihre vier weiteren selbsternannten Sprach-Polizisten nicht daran, es zum "Unwort des Jahres" 2023 zu küren. Die Botschaft dahinter ist eindeutig.
Im Sommer wird das EU-Parlament neu gewählt, im Herbst stehen die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg an. In allen vier Parlamenten kann die AfD auf erhebliche Zugewinne hoffen, wie seriöse Umfragen seit Monaten verkünden. Mit anderen Worten: Die Hütte brennt. Entsprechend aufgeregt geht es in den Vorstandsetagen der etablierten Parteien zu.
Doch sie können mit Schützenhilfe rechnen. Seit die "68er" vor rund fünfzig Jahren als umdeklarierte "Grüne" erfolgreich den Marsch in die Institutionen antraten und dort auch reichlich Platz genommen haben – aufschlussreich hierzu der Wikipedia-Eintrag zu Jürgen Trittin, der als Alt-Kommunist 1998 Grüner Bundesumweltminister wurde –, bekommen sie auch aus den Chefredaktionen von "Spiegel", "Süddeutsche", "taz" und anderen Medien den erhofften Zuspruch.
Die Jury des "Unworts des Jahres" – wer genau sich dahinter verbirgt außer einer kleinen, selbsternannten Gruppe von Sprachwissenschaftlern, bleibt im Dunkeln – will da nicht abseits stehen. Sie brandmarkt alles, was den Anschein erwecken könnte, sprachlich nicht regierungskonform zu sein. 2022 war es das Wort "Klima-Terrorist". Für 2023 wurde nun "Remigration" auserwählt.
Doch während "Klima-Terrorist" bekanntlich noch eine breite Resonanz in der Gesellschaft fand – positiv wie negativ –, kommt "Remigrant" völlig aus der Luft gegriffen daher. Zum einen, weil das Wort im vergangenen Jahr in der gesellschaftlichen Debatte überhaupt keine Rolle spielte, zum anderen, weil es offenkundig nur aus partiepolitischem Kalkül ausgewählt wurde. Wem man damit einen Dienst erweisen wollte, bleibt unklar.