Warum Deutschland auf Journalisten verzichten kann
30.11.2022 - Die Meldungen sind voll davon: Deutschland braucht Arbeitskräfte, und zwar dringend. Die geburtenstarken Jahrgänge, die Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut haben, verabschieden sich in rasantem Tempo aus dem Arbeitsleben. Ersatz wird händeringend gesucht, Fachkräfte fehlen überall. Das spürt jeder, der in dieser Zeit auf einen Handwerker oder eine Pflegekraft angewiesen ist. Nun will auch die Bundesregierung für Ersatz sorgen. Nur eine Gruppe braucht man offenbar nicht.
Jeder, der schon einmal eine Waschmaschine erfolgreich angeschlossen hat oder den Unterschied zwischen einem Vier- und einem Zweitakter kennt, ist in Deutschland willkommen. Einzige Voraussetzung: Er oder sie muss auf Deutsch freundlich "Guten Morgen" sagen können. Diese Botschaft sendet derzeit die Bundesregierung aus, die sich gerade anschickt, Deutschland zu einem attraktiveren Einwanderungsland als Kanada zu machen.
Dass das auch bitter nötig ist, erfahren nicht nur jene, die sich schon seit langem nicht mehr auf Terminzusagen von Klempnern, Dachdeckern oder Heizungsinstallateuren verlassen. Auch die Bundesregierung spürt offenbar, dass der abermilliardenschwere Umbau der Gesellschaft auf eine Nach-Kohle-Zeit ohne Fachpersonal nicht machbar ist. Geld allein schließlich baut noch keine Windkraftanlagen.
Deshalb sollen nun all diejenigen aus dem Ausland angeworben werden, die hierfür auch nur ansatzweise geeignet sind. Von Journalisten, die stets wissen, wie alles zu laufen hat, ist dabei allerdings nicht die Rede. Warum nur? Es scheint, als müsse Deutschland sich wieder mehr aufs Tun als aufs Kommentieren konzentrieren – eine Eigenschaft, die zumindest in früheren Zeiten funktioniert hat. Dann braucht es auch weniger Haltungs-Verrenkungen und Zeichensetzungen.