Handwerk boomt – Kunden müssen warten

Handwerkskammer prognostiziert weiterhin volle Auftragsbücher – Fachkräfteproblem steigt

Viele Häuslebauer müssen oft lange auf einen Handwerker warten. Schuld ist die gute Konjunktur. Foto: LGheuteLüneburg, 27.12.2017 - Das Handwerk blickt kurz vor dem Jahreswechsel optimistisch in die Zukunft. "Die Gesamtlage im Handwerk ist unverändert gut", sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. "Der Schwung von diesem Jahr wird sich bis ins Jahr 2018 hinein fortsetzen." Die Umsatzerwartungen dieses Jahres würden deutlich übertroffen und mit einem Plus von vier Prozent doppelt so hoch ausfallen wie vorhergesagt. Auch für das kommende Jahr erwarte er ein deutliches Plus: "Wir rechnen mit einem Umsatzwachstum von drei Prozent."

Der Optimismus und die steigenden Löhne spiegeln sich auch in der Bereitschaft der Verbraucher wider, Geld auszugeben. "Die Zinsen dürften niedrig bleiben und die Nachfrage nach Wohnraum besteht unverändert. Die Bauinvestitionen werden daher weiter zulegen", sagt Sudmeyer. Handwerksleistungen seien zurzeit sehr gefragt, Kunden müssten sich daher auch im nächsten Jahr auf längere Wartezeiten einstellen.

Durch die anhaltend gute Konjunktur entstehen auch immer mehr Arbeitsplätze im Kammerbezirk. So hat im Handwerk auch die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen die Prognose übertroffen und liegt im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich bei einem Plus von bis zu einem Prozent. Vorhergesagt war eine stabile Beschäftigungslage. Für das kommende Jahr rechnet die Handwerkskammer mit einer leichten Zunahme von bis zu 0,5 Prozent.

Ungeachtet der positiven Aussichten sieht Sudmeyer aber auch Handlungsbedarf in einigen Bereichen: "Die Engpässe am Arbeitsmarkt nehmen zu. Hier zeichnet sich immer stärker der Fachkräftemangel ab", sagt er. 2018 müsse daher ein Jahr der dualen Berufsbildung und Nachwuchssicherung werden. Dazu gehöre auch, dass die angekündigte Meisterprämie möglichst bald umgesetzt werde. Nachholbedarf sieht Sudmeyer auch beim schnellen Internet. "Der Ausbau der Hochgeschwindigkeits-Breitbandinfrastruktur ist unzureichend", stellt er fest. "Eine Beschleunigung des Ausbaus könnte die wirtschaftliche Entwicklung strukturschwacher ländlicher Regionen verbessern." Auch bei der Energiewende sei neuer Schwung erforderlich, und zwar durch die steuerliche Förderung energetischer Modernisierungsmaßnahmen. Außerdem erwarte das Handwerk von der Politik und den Automobilherstellern ein umfangreiches Maßnahmenpaket, um Dieselfahrverbote zu verhindern.

An die Handwerksunternehmer appellierte Sudmeyer, aufgrund der hohen Auslastung strategische Überlegungen und Maßnahmen nicht zu kurz kommen zu lassen. Investitionen seien vor allem in die digitale Ausstattung notwendig. Mit der erreichten Verdoppelung der Grenze für die Sofortabschreibung von geringwertigen Wirtschaftsgütern von 410 auf 800 Euro zum 1. Januar werde es Unternehmen im neuen Jahr leichter gemacht zu investieren. "Die langfristige  Unternehmenssicherung sollte trotz der guten Auftragslage nicht vergessen werden", so Sudmeyer.