Wohin driftet die IHK?

Kammer verärgert Landräte und OB mit Fusionsüberlegungen

Lüneburg, 05.02.2017 - Um die künftige Ausrichtung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg bahnt sich ein handfester Krach zwischen der Kammer auf der einen und den Landkreisen Lüneburg, Harburg und Stade und der Stadt Lüneburg auf der anderen Seite an. Sie lehnen eine stärkere Ausrichtung der IHK in Richtung Braunschweig entschieden ab. Mit den Worten "Hat die IHK die Orientierung verloren?“ wenden sie sich insbesondere gegen eine mögliche Fusion der beiden IHKs. Die IHK fühlt sich zu unrecht kritisiert und hält dagegen, dazu gebe es keine Entscheidung. Doch die könnte schon bald kommen. 

"Anders als von den Landräten und dem Oberbürgermeister zum Ausdruck gebracht, hat bisher kein Gremium überhaupt zu diesem Thema beraten oder gar ähnliches beschlossen", heißt es in einer Mitteilung der IHK. Das sehen die Kritiker anders. Sie führen an, dass die Landesregierung, die eine entsprechende Genehmigung zur Fusion erteilen müsste, bereits über diesen Schritt informiert worden sei. Ein Ansinnen, gegen das die Landräte Manfred Nahrstedt (Lüneburg), Rainer Rempe (Harburg) und Michael Roesberg (Stade) sowie Oberbürgermeister Ulrich Mädge (Lüneburg) gemeinsam Stellung beziehen: "Wir bilden in Nordniedersachsen zusammen mit Hamburg einen Wirtschaftsraum, den es zu stärken gilt. Die Unternehmen und Betriebe zwischen Stade und Lüneburg sind eindeutig Richtung Hamburg orientiert. Zur Unterstützung müssen die Kammern ihren Sitz hier vor Ort haben. Wir wollen keine Außenstelle für Wolfsburg oder Braunschweig sein", erklären die Repräsentanten der Region unisono.

"Ein riesiger Fehler"

Wenn überhaupt eine Veränderung seitens der IHK erforderlich erscheine, dann, so die Kritiker, sollte eher eine gemeinsame IHK angedacht werden, die den Wirtschaftsraum zwischen den beiden Hansestädten Stade und Lüneburg abbildet. Alles andere sei "ein riesiger Fehler für die wirtschaftliche Entwicklung und für die Struktur in Nordniedersachsen".

Die IHK weist die Kritik an einer engeren Zusammenarbeit mit der IHK Braunschweig zurück. "Richtig ist, dass wir bereits heute sehr eng mit der IHK Braunschweig zusammenarbeiten und diese gute Zusammenarbeit nun ausweiten möchten. In der Sache geht es uns darum, die Erreichbarkeit für unsere Mitgliedsunternehmen zu verbessern und die Nähe zu den ehrenamtlich Tätigen zu erhalten. Darüber hinaus gehört der Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg zu den wachstumsstärksten und zukunftsträchtigsten Regionen in Deutschland", erklärt Olaf Kahle, Präsident der IHK Lüneburg-Wolfsburg. Deshalb sei es wichtig, dass sich die Industrie- und Handelskammern über Fragen der Zukunftsentwicklung eng abstimmten und bei wirtschaftspolitischen Themen mit einer Stimme sprächen.

 Mögliche Fusion nicht ausgeschlossen

Doch Gespräche, die auch eine mögliche Fusion nicht ausschließen, laufen offenbar bereits. So wurde die IHK-Vollversammlung in Lüneburg im Dezember über Gespräche bezüglich einer engeren Zusammenarbeit informiert. Auf einer gemeinsamen Sitzung am 9. Februar sollen zudem die Präsidien beider IHKs über den Stand der bisherigen Gespräche diskutieren. Ihre Aufgabe soll es dann sein, über die Themen und die Ziele der weiteren Gespräche zu entscheiden. Die Vollversammlung der IHK Lüneburg-Wolfsburg tritt dann am 9. März zusammen, die Vollversammlung der IHK Braunschweig am 8. Mai.

"Das in den Vollversammlungen zu diskutierende Spektrum reicht dabei von einer vertieften Zusammenarbeit in konkreten Projekten bis zu einer gegebenenfalls auch näher zu prüfenden Fusion“, sagt Kahle. Die Vollversammlung ist das von den Mitgliedsunternehmen gewählte Parlament der regionalen Wirtschaft und setzt sich aus Branchen-Vertretern aller Region zusammen. Das Präsidium wird aus der Mitte der Vollversammlung gewählt und unterstützt die Arbeit, indem es wichtige Themen oder erforderliche Beschlüsse der Vollversammlung inhaltlich vorbereitet.