Streikende fordern mehr Gehalt

Knapp 1000 Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes demonstrierten in Lüneburg

Vom Clamartpark über den Platz Am Sande und den Markt bis zum Lambertiplatz zogen die Streikenden durch Lüneburg. Foto: VerdiLüneburg, 28.04.2016 - Trillerpfeifen, Banner, Transparente, Fahnen – knapp 1000 streikende Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes, die gestern Vormittag durch die Lüneburger Innenstadt zogen, machten ihrem Unmut lautstark Luft. Ihr Protest galt dem Angebot der Arbeitgeberseite während der laufenden Tarifrunde im Öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaft Verdi hatte deshalb gestern, einen Tag vor den heute in Potsdam stattfindenden weiteren Tarifrunde-Gesprächen, bundesweit zum Warnstreik aufgerufen. In Lüneburg fand die zentrale Warnstreik-Veranstaltung für das nordöstliche Niedersachsen statt. 

"Von Lüneburg aus senden wir mit 950 Streikenden ein starkes Signal an den Verhandlungstisch. Jetzt muss ein Angebot her, dass diesen Namen verdient!", fordert Bezirksgeschäftsführer von Verdi Lüneburger Heide, Matthias Hoffmann. "Die vielfältige, bunte Beteiligung von etwa 80 Betrieben, Städten und Gemeinden zeigt deutlich, wie viel Rückenwind die Forderungen für den Öffentlichen Dienst in unserer Region haben."

Bei der zentralen Warnstreik-Veranstaltung in Lüneburg waren alle Regionen des Bezirks stark vertreten. Insgesamt reisten die Streikenden in neun Bussen und hunderten Pkw an. Insbesondere Mitarbeiter aus Lüneburg, Uelzen und Celle trugen ihre Forderungen lautstark durch die Stadt. Aus Lüneburg selbst waren über Hundert Streikende der Sparkasse dabei, wodurch das Finanzgeschäft zeitweise eingeschränkt war. Bei der Hansestadt Lüneburg war ganztägig die Wohngeldstelle geschlossen, das Bürgeramt zusätzlich zur Mittwochsschließung nur eingeschränkt telefonisch erreichbar. In neun von 13 Kitas hatte die Stadt zuvor einen Notdienst eingerichtet. Streikbedingt waren im Jugendamt des Landkreises nur drei von 20 Mitarbeitern am Arbeitsplatz. Ebenfalls dabei waren Mitarbeiter der Agentur für Arbeit und der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Die AGL-Mitarbeiter des Klärwerks, des Betriebshofes und des Grünservice waren nahezu vollständig vertreten. Durch den Streik blieb auch das Schiffshebewerk in Scharnebeck während der Frühschicht ab 6 Uhr geschlossen.

Hauptredner der Veranstaltung war der Tarif-Chef Niedersachsens, Oliver Bandosz. Der Tarifkoordinator des Verdi-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen war zum ersten Mal in Lüneburg und zeigte sich vom Protest beeindruckt. Auf der Kundgebung auf dem Lambertiplatz sagte Bandosz: "Das, was die Arbeitgeber als Angebot bezeichnen, ist Ausdruck fehlender Wertschätzung gegenüber den Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst. In Lüneburg spricht Oberbürgermeister Mädge von 'Verbesserungen bei der Alterssicherung'. Dreister kann man einen Generalangriff auf die Alterssicherung in erheblichem Ausmaß nicht verpacken. In Zeiten, in denen der Öffentliche Dienst zwingend auf Nachwuchs angewiesen ist, setzen die Arbeitgeber vollkommen falsche Signale."

Wie berichtet, fordert Verdi für die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst 6 Prozent mehr Gehalt, für die Auszubildenden eine monatliche Ausbildungsvergütung von monatlich 100 Euro sowie Verbesserungen bei der betrieblichen Altersabsicherung. Diese Forderungen aber werden von der Arbeitgeberseite abgelehnt, dessen Angebot wiederum Verdi als "Unerschämtheit" bezeichnet. Vor dem Lüneburger Rathaus, dem Amtssitz von Oberbürgermeister Ulrich Mädge, der als Verhandlungspartner der Arbeitgeberseite mit am Verhandlungstisch sitzt, gab es deshalb ein besonders lautstarkes Trillerpfeifenkonzert.