"Trauriger Höhepunkt einer sagenhaften Selbstinszenierung"

Linke Hochschulgruppe fordert Baustopp für Leuphana-Gebäude - Lüneburger Grüne: Stadtanteil bleibt bei 5 Millionen Euro

Lüneburg, 10.06.2013 - Im Zusammenhang mit den Vorgängen um den Bau des neuen Zentralgebäudes der Leuphana Universität Lüneburg hat die Hochschulgruppe "Die Linke.SDS Lüneburg" bis zur erfolgten Finanzprüfung durch das Land Niedersachsen einen Baustopp gefordert. Zugleich spricht sich die Gruppe für ein generelles Abrücken von dem Bauvorhaben aus und fordert den Rücktritt des Uni-Präsidenten und seines Stellvertreters für den Fall, dass sich die gegen das Präsidium der Universität geäußerten Vorwürfe bewahrheiten sollten.

Wie berichtet, musste die Universität kürzlich einräumen, dass der Bau ihres neuen Zentralgebäudes nicht nur acht Monate später fertig, sondern auch um 7,5 Millionen Euro teurer werden wird. Begründet wurde dies mit einer Klage eines Anwohners, Lieferproblemen auf Seiten der Tragwerksplaner und der ungewöhnlich langen Frostperiode des letzten Winters. Eine Verschiebung des geplanten Fertigstellungstermins auf den 31. August 2015 sei deshalb erforderlich geworden (LGheute berichtete).  

Die Hochschulgruppe Die Linke.SDS erklärte heute, dass sie von vornherein dem geplanten neuen Zentralgebäude an der Universität Lüneburg ablehnend gegenüber gestanden habe. Das Zentralgebäude, so wie es geplant sei, erfülle nicht den Bedarf der Universität. Vielmehr verliere sie mit dem Wegfall der Nebenstandorte Rotes Feld und Volgershall, deren Verkauf Teil des Finanzierungskonzepts ist, in der Summe Räumlichkeiten. Hinzu komme, dass der eingeplante Erlös noch lange nicht sicher sei. Zudem würden Gelder der Universität, die ebenso gut für die Lehre hätten verwendet werden können, im "Libeskind-Bau" versenkt. Das Vorhaben sei als reine Prestigeangelegenheit zu werten.

Jetzt stehe die Finanzierung auf der Kippe und es würden Korruptionsvorwürfe von keiner geringeren Instanz als der EU-Anti-Korruptionsbehörde "OLAF" laut. "Dies ist der traurige Höhepunkt einer sagenhaften Selbstinszenierung des Universitätspräsidiums", bemerkte die Hochschulgruppe. Bei der Vergabe von Aufträgen und bei der Ausschreibung sei den Vorwürfen zufolge vorsätzlich bis grob fahrlässig getäuscht worden zu Lasten von öffentlichen Geldern und - wie die Hochschulgruppe mutmaßt - zugunsten persönlicher geschäftlicher Verstrickungen des Präsidiums. "Wie man in dieser Situation dem Präsidium das bedingungslose Vertrauen aussprechen und die Baukostenerhöhung als normal hinnehmen kann, wie es zwei der studentischen Senatoren seitens LGG (Leuphana Gemeinsam Gestalten) getan haben, erscheint dabei schleierhaft."

"Da wir insgesamt das Projekt als größenwahnsinnig und unsinnig empfinden, fordern wir, ein generelles Abrücken vom Bauvorhaben in Betracht zu ziehen, ehe es zu spät ist", teilt die Gruppe mit. Da aus ihrer Sicht direkte und indirekte Gelder der Forschung und Lehre in Gefahr seien, müssten diese unangetastet bleiben. Zudem mache sich die Universität durch die Finanzierung durch Sponsoren und Drittmittel abhängig von wirtschaftlichen Interessen. "Sollten sich die Vorwürfe gegen das Präsidium bewahrheiten, so fordern wir einen Rücktritt von Vize-Präsident Holm Keller und dem Präsidenten Sascha Spoun, der diesen wissentlich deckte."

 "5 Millionen Euro sind die Obergrenze"

Die Stadtratsfraktion der Lüneburger Grünen hat sich ebenfalls zu den Finanzierungsproblemen beim Leuphana-Neubau geäußert. Stadtratsmitglied Sebastian Heilmann: "Für die Ratsfraktion der Grünen gilt die Aussage aus der rot-grünen Gruppenvereinbarung: 5 Millionen Euro sind die Obergrenze für den Finanzanteil der Stadt am Zentralgebäude."

Auch unterstützen die Lüneburger Grünen die Position der niedersächsischen Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne), die Finanzierung des Libeskind-Baus auf den Prüfstand zu stellen. Zugleich hoffe man, dass die Hochschulleitung eine "Effizienzsteigerung bei der Mittelverwendung" erziele, damit die öffentlichen Haushalte nicht belastet werden müssen und nicht die Gefahr einer Bauruine drohe.