Spiel mit dem Feuer

21.02.2016 - Die Polizei "anpinkeln"? Nein, das will sicher keiner, denn sie ist die Letzte, die für den drastischen Anstieg der Haus- und Wohnungseinbrüche in der Region verantwortlich ist. Die Mitarbeiter um Lüneburgs Polizeichef Felgentreu geben alles, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, die zahlreichen Überstunden, immer wieder von der Polizeigewerkschaft beklagt, sind ein klares Indiz dafür. Aber sie sind auch ein eindeutiges Indiz für die chronische Unterbesetzung der Polizeiinspektion, und das schon seit Jahren – ein gefährliches Unterfangen, wie sich jetzt zeigt.

Bislang ging alles gut, die Zahlen der Kriminalitätsentwicklung wiesen in den vergangenen Jahren zumeist nach unten, Polizei und Politik zeigten sich zufrieden. "Die Menschen in der Region leben sicher", heißt es stets, wobei nie deutlich gemacht wird, was Sicherheit überhaupt ist. Wann darf man sich sicher fühlen und wann nicht mehr? Eine wichtige Frage, denn sie macht deutlich, dass Sicherheit ein zutiefst subjektives Empfinden ist. Während sich der eine in einem alleinstehenden Waldhaus sicher fühlen mag, wäre es für manch anderen unvorstellbar, auch nur eine Nacht dort allein verbringen zu müssen. Das Sicherheitsempfinden zeigt sich schließlich nicht daran, ob etwas tatsächlich geschieht, sondern ob es geschehen könnte.

Umso gefährlicher daher die Zahlen, die jetzt von der Lüneburger Polizei veröffentlicht wurden. 30 Prozent mehr Haus- und Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr lassen sich nicht mehr mit beschwichtigenden Argumenten wie die Nähe Lüneburgs zur Metropole Hamburg wegdiskutieren. Die existiert schließlich nicht erst seit 2015. Viel offensichtlicher ist die generelle Überforderung der Polizei, die aber den eigentlichen Grund, ihre personelle Unterbesetzung, mit keinem Wort erwähnt – oder wohl zutreffender: erwähnen darf.

Denn die jährliche Kriminalstatistik ist wie kaum ein anderes Behörden-Papier hochpolitisch: Schließlich muss die Polizei ausbaden, was die Politik vermasselt. Dazu zählen nicht nur ideologisch verklärte Gesetze, die häufig mehr den Straftätern, nicht aber der Polizei nützen. Dazu gehört vor allem aber eine äußerst restriktive Personalpolitik hiesiger Landespolitiker, die in der Polizei ohnehin oft nur ein notwendiges Übel, nicht aber eine der Voraussetzungen für einen funktionierenden Rechtsstaat sehen. 

Politiker, die nicht müde werden, Jahr für Jahr irrwitzige finanzielle Mittel in noch mehr Kitas, Horte oder Inklusionsprojekte zu stecken, spielen mit dem Feuer, wenn sie das Sicherheitsgefühl ihrer Bürger aus dem Auge verlieren. Denn dies ist der Bereich, in dem viele Wähler mit Sicherheit kein Pardon kennen.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Haus und Wohnungseinbrüche drastisch gestiegen"