Auch das noch

21.04.2014 - Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode - an diese Worte Shakespeares fühlt man sich unweigerlich erinnert, wenn man sich die neuen Vorgaben aus der Energieeinsparverordnung vor Augen führt. Dort ist jetzt festgelegt, dass Energieausweise künftig nicht nur eine Registriernummer erhalten sollen, die Kenndaten des Energieausweises sollen sogar Pflichtbestandteil von Immobilienanzeigen werden. Und sogar externe Stichproben sollen durchgeführt werden - vermutlich nistet sich der Kontrolleur dann für ein paar Tage in der Wohnung ein und prüft neben der Einhaltung der zulässigen Biertemperatur auch die Durchlaufgeschwindigkeit beim Warmduschen. 

Doch nicht nur das. Der Wahnsinn erfasst nicht nur Vermieter und Mieter, auch die Baubranche - gleichwohl größter Nutznießer dieser ebenso sinnlosen wie überflüssigen Verordnung - muss nun richtig sorgfältig arbeiten. Und das Schlimmste: er muss dokumentieren, dass er es auch getan hat. Wie das gehen soll? Indem die Preisetiketten beim Wareneinkauf gesammelt werden. Kein Witz, sondern Empfehlung der örtlichen Handwerkskammer.

Apropos sinnlos und überflüssig: Dass der Energieausweis jetzt Pflichtbestandteil von Mietverträgen wird, kann realistisch betrachtet nur daran liegen, dass man ihn bislang nicht wollte, weil man ihn schlichtweg nicht brauchte. Denn dort, wo der Wohnungsmarkt knapp ist, haben die Mieter ohnehin kaum eine Chance, auf andere Objekte auszuweichen. Dort aber, wo genügend Wohnungen zur Auswahl stehen, werden die Vermieter schon ihr Übriges tun, um ihre Wohnung unter Vertrag zu bringen. Man nennt dies "marktkonformes Verhalten", aber das muss man sich in einem Land nicht merken, in dem der Begriff des freien Marktes ohnehin immer seltener wahrzunehmen ist.

 

 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Energieausweis sorgt für mehr Bürokratie"