Abgestraft

18.07.2012 - Das war der Niederlagen zuletzt dann wohl doch zuviel. Mit dem Niederlegen seines Mandats als Direktkandidat der Lüneburger Grünen für die Landtagswahl 2013 hat Andreas Meihsies gestern für sich persönlich einen Schlussstrich unter ein Kapitel gezogen, in dem er offenbar nicht mehr als Sieger hervorgehen konnte.

Enttäuscht über die aus seiner Sicht mangelhafte Parteikultur kehrt Meihsies der grünen Kreisverbandsebene den Rücken, von anhaltenden Unterstellungen von Parteimitgliedern entnervt, die teils offen, teils verdeckt in die Öffentlichkeit getragen wurden, zuletzt mittels anonymer E-Mails im Umfeld der Landesdelegiertenkonferenz.

Andreas Meihsies ist ein Kämpfer, das wissen die Grünen, das wissen auch seine politischen Gegner, die er nicht erst seit vergangenem Mai anlässlich seiner äußerst knappen Nominierung als Direktkandidat seiner Partei auch in den eigenen Reihen ausmachen konnte. Dass er den Kampf auf Kreisverbandsebene nun aufgegeben hat, macht deutlich, wie aussichtslos seine Position dort inzwischen geworden sein muss. Immerhin ist mit dem Rückzug von den Kreis-Grünen für Meihsies der Weg nach Hannover und nach Berlin versperrt, Etappen, die das politische Naturtalent gern noch einmal genommen hätte.

Er habe die Hand zur Verständigung ausgestreckt, doch die sei nicht ergriffen worden, sagte der 52-Jährige heute. Warum sie nicht ergriffen wurde, welche Fehler er womöglich gemacht habe, die ein Zugehen auf ihn erschwerten - selbstkritische Töne waren in der Pressekonferenz heute nur verhalten wahrnehmbar. Immerhin räumte Meihsies ein, dass die Führungsebene es nicht vermocht habe, den seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen Stadt- und Kreis-Grünen in den Griff zu bekommen.

Der Kreisverband selbst steht nun vor der Situation, schnellstmöglich Ersatz für den zurückgetretenen Direktkandidaten beschaffen zu müssen. Ob es Detlev Schulz-Hendel sein wird, der Meihsies als Gegenkandidat im Mai noch unterlag, wird sich zeigen. Komfortabler würde die Lage für die Grünen dadurch allerdings nicht, denn obwohl Schulz-Hendel ein achtbares Ergebnis im Rennen um das Direktmandat erzielte, war er dennoch nur Zweiter geworden.

Auch wenn Meihsies, wie er sagte, mit seinem Rückzug Konfliktpotential beseitigen wollte, muss die Führung der gespaltenen Partei nun alles daran setzen, eine Spaltung der Partei zu verhindern, die mit der Abwendung Meihsies von der Kreisverbandsebene vermutlich noch einmal neues Futter bekommen hat.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Ich mache den Weg frei!"