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Neue Wege bei der Brustkrebs-Therapie

Lüneburg, 25.01.2014 - IORT nennt sich ein Verfahren, bei dem Brustkrebspatientinnen während der Operation mithilfe einer speziellen Bestrahlungskugel zielgenau in der Tumorhöhle mit einer hohen Einmaldosis bestrahlt werden. Nach Abschluss der Bestrahlung entfernt der Strahlentherapeut die Bestrahlungskugel und die Operation wird wie üblich zu Ende geführt. Das IORT-Verfahren wurde jetzt in einer Studie als positiv bewertet. Im Klinikum Lüneburg wird IORT seit geraumer Zeit angewendet.

Wenn Brustkrebspatientinnen brusterhaltend operiert werden können und unmittelbar während der Operation eine einmalige Bestrahlung der Tumorhöhle erfolgt, sind die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Tumorauftretens und die Brustkrebssterblichkeit in ausgewählten Fällen vergleichbar niedrig wie bei der bisher üblichen mehrfachen Nachbestrahlung der gesamten Brust. Das sind die Kernergebnisse der sogenannten TARGIT-Studie, die jetzt in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ mit einer Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren veröffentlicht wurden.

"Diese ermutigenden Ergebnisse gelten für bestimmte Patientinnen mit kleinen Tumoren. Sie bestätigen uns darin, dass wir diese Methode der sogenannten intraoperativen Strahlentherapie bereits am Klinikum Lüneburg etabliert haben, obwohl sie weltweit erst seit wenigen Jahren eingesetzt wird und noch nicht als Standardtherapie gilt", sagt Prof. Dr. med. Peter Dall, Chefarzt der Frauenklinik und Leiter des Brustzentrums Lüneburg.

"Eine Bestrahlung während der Operation ist optimal, denn sie kann genau an der Stelle erfolgen, an der kurz zuvor der Tumor entfernt wurde. Auch der Zeitpunkt ist ideal, denn je früher eine Bestrahlung erfolgen kann, desto weniger lokale Wiedererkrankungen treten auf und man kann das Streuen von Tumorzellen verhindern“, erläutert Privatdozent Dr. med. Stefan Dinges, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. "Die IORT gibt uns die Chance, zum frühestmöglichen Zeitpunkt eine tumorwirksame Dosis zu geben, die bis 1,5 cm in die Umgebung wirkt. Das ist in einigen Fällen genauso wirksam wie die herkömmliche Bestrahlung der gesamten Brust von außen. Die IORT kann eine Nachbestrahlung entweder ganz ersetzen oder die Anzahl der nötigen Nachbestrahlungen verringern.“

Eine IORT ist nicht für alle Brustkrebspatientinnen geeignet. Genauso wie bei speziellen Formen der Chemotherapie müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, um diese Bestrahlungsform als ideale Behandlung für den individuellen Fall einer Patientin zu wählen. Zukünftige Studienergebnisse werden zeigen, ob und wie die Zahl der mit IORT behandelbaren Patientinnen erhöht werden kann. Als gemeinsame Therapieoption von Gynäkologen und Strahlentherapeuten wird die IORT am Klinikum Lüneburg durch die enge Kooperation der Frauenklinik mit der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie möglich.