Weicht die Bahn doch noch aus?

Unternehmen will alternative Trassenführungen in den Blick nehmen – Lüneburg begrüßt die Überlegungen

Der Güterverkehr der Bahn wird sich in den kommenden Jahren nahezu verdoppeln. Die Stadt hofft deshalb auf neue Bahntrassen, die an Lüneburg vorbeiführen. Foto: LGheute Lüneburg, 04.10.2018 - Bleibt Lüneburg eine Verdoppelung des lärmenden Güterverkehrs doch noch erspart? Anzeichen dafür kommen jetzt von der Deutschen Bahn, die in dem Gebiet westlich von Lüneburg eine sogenannte Sensitivitätsbetrachtung durchführen will – eine Überprüfung, wo eine Bahntrasse auf mehr oder weniger Schwierigkeiten bei der Realisierung stoßen könnte. Die Stadt Lüneburg begrüßt diese Überlegungen, sie sieht darin eine Abkehr von den bisherigen Alpha-E-Überlegungen, die einen Ausbau der Bestandsstrecken favorisiert.

"Eine Sensitivitätsbetrachtung ist zwar nicht gleichzusetzen mit dem von uns geforderten Raumordnungsverfahren, aber sie ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge zu den Überlegungen der Bahn. Der Raum für die Untersuchung reiche von Hamburg bis fast nach Hannover sowie in der Breite von Suderburg bis Walsrode und umfasse damit auch den Raum für eine mögliche Neubautrasse parallel der A7 – ein Punkt, den Lüneburg als Variante ins Spiel gebracht hatte. 

Schon seit Jahrzehnten beschäftigen Überlegungen für eine so genannte Y-Trasse bzw. Alpha E zur Entlastung der am stärksten befahrenen Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover und zur Anbindung der Seehäfen an den Hinterlandverkehr Politik und Bürgerschaft im Norden. In den vergangenen Jahren bekamen die Überlegungen eine neue Richtung im Dialogforum Schiene-Nord, quasi eine Reihe von Runden Tischen, an denen interessierte Bürger mit Bahn, Politik und Planern über die richtige Lösung diskutiert haben. Am Ende fand ein modifiziertes Alpha E den Weg in den Bundesverkehrswegeplan, im Kern ein Ausbau der Bestandsstrecken mit Ortsumfahrungen – und die Gemeinden sollten Vorschläge machen, wo sie denn die Umfahrungen am liebsten haben möchten.

Oberbürgermeister Mädge lehnt dieses Vorgehen nach wie vor ab: "Das Dialogforum war allenfalls weiße Salbe, um den Menschen das Gefühl zu geben, sie könnten mitreden. Aber wir leben nun mal in einem Rechtsstaat, und darum brauchen wir für so ein Vorhaben auch rechtsstaatliche Verfahren, etwa ein Raumordnungsverfahren durch das Land Niedersachsen. Dieses kann mit öffentlicher Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern regeln, wie der Güterverkehr zwischen Hamburg/Bremen und Hannover verträglich abgewickelt werden kann.“

Mädge lehnt daher einen dreigleisigen Ausbau der Bestandsstrecke ebenso ab wie Ortsumfahrungen. Dafür reiche der Platz an vielen Stellen nicht aus, in Lüneburg müsste die Strecke mitten durch Wohngebiete führen. "Wenn es dann so kommt, wie die Bahn selbst prognostiziert, rattern fast 400 Güterzüge täglich vor dem Fenster vorbei, doppelt so viele wie heute", warnt der Oberbürgermeister.

Neben der Stadt haben sich in der Zwischenzeit auch der Landkreis Lüneburg sowie haupt- und ehrenamtliche Bürgermeister aus Bardowick, Radbruch, Deutsch Evern, Bad Bevensen und der Samtgemeinde Ilmenau für eine mindestens zweigleisige, lärmgeschützte Trassenführung für die Güterverkehre entlang der A7 ausgesprochen. Für Mädge ist es deshalb nur logisch, dass jetzt auch die DB im Verfahren ihren Blick weitet. "Es ist rechtlich so vorgesehen, dass nicht nur eine Strecke untersucht werden darf, sondern dass sich ernsthaft anbietende oder aufdrängende Alternativen mit untersucht werden müssen – mithin auch die von uns favorisierte Strecke entlang der A7." Dort, überwiegend abseits von Wohngebieten, sei es möglich, den enorm wachsenden Güterverkehr nachhaltig abzuwickeln.

Was aus Mädges Sicht noch für diese Variante spricht: "Das könnte in jedem Fall zu einer Verbesserung des Schienenpersonennahverkehrs führen, weil die Strecke Hamburg-Hannover zugunsten von Metronom, ICE, IC und Nahverkehr entlastet würde."