Blindgänger soll ab 13 Uhr entschärft werden

Evakuierung beginnt ab 10 Uhr – 1.100 Lüneburger betroffen

Mittels Betonschacht und Stahldeckel ist der Fundort des Blindgängers im Roten Feld gesichert. Hier soll morgen die Entschärfung stattfinden. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 08.01.2017 - Mit der Evakuierung von Bewohnern in Teilen des Roten Feldes nach dem Fund des 70 Kilogramm schweren Blindgängers neben dem Gelände der Grundschule Im Roten Felde soll morgen, Montag, 9. Januar, ab 10 Uhr begonnen werden. Dies teilte die Stadt heute in einer extra einberufenen Pressekonferenz mit. Betroffen sind rund 1.100 Personen, die in dem 300-Meter-Radius um den Fundort wohnen. Mit der Entschärfung soll gegen 13 Uhr begonnen werden. Die Stadt geht davon aus, dass die Evakuierung bereits am Nachmittag wieder aufgehoben werden kann. Die Stadt informierte auch über weitere anstehende Blindgänger-Sondierungsmaßnahmen in Lüneburg.

Bei dem Blindgänger handelt es sich um eine amerikanische Fliegerbombe mit Aufschlagzünder aus dem Zweiten Weltkrieg, wie sie in den vergangenen Jahren bereits mehrfach in Lüneburg gefunden wurde. Die Bombe wurde auf einem benachbarten Grundstück der Stadt in unmittelbarer Nähe eines Mehrfamilienhauses gefunden. Kampfmittel-Experten des Landes und ein privates Kampfmittelbergungsunternehmen haben die Fundstelle freigelegt und gesichert. Ein Sicherheitsdienst ist vor Ort eingesetzt. Am Abend informierte die Stadt im Roten Feld mit Lautsprecherwagen über die morgen anstehende Evakuierung.

Betroffen von der Evakuierung sind diese zehn Straßenzüge:

Evakuiert wird in einem Umkreis von 300 Metern um den Fundort. Anwohner können sich auch beim Bürgertelefon (04131-309-3100) oder auf den Internetseiten der Hansestadt informieren, ob sie betroffen sind. Die Hansestadt führt hausnummerngenaue Listen. Wer von der Räumung betroffen ist, kann mit den KVG-Linien 5011 und 5012 kostenlos das Evakuierungsgebiet verlassen bis zur Haltestelle Postamt. Gegenüber in der St.-Ursula-Schule hat die Hansestadt Aufenthaltsgelegenheiten für alle, die von der Räumung betroffen sind, eingerichtet. Die Sporthalle der St.-Ursula-Schule ist ab 9 Uhr geöffnet. Wer nicht laufen oder mit dem Bus fahren kann, den bittet die Hansestadt, sich beim Bürgertelefon zu melden, die Verwaltung will dann einen Transport organisieren. Rund 60 pflegebedürftige Personen aus dem Augusta-Schwestern-Heim in der Heinrich-Heine-Straße werden mit Unterstützung von DRK und ASB ins Klinikum gebracht. 

Polizei und Stadt werden das zu evakuierende Areal bereits vor 10 Uhr absperren. Sie bittet Verkehrsteilnehmer, den Stadtteil Rotes Feld großräumig zu umfahren. Sobald die Räumung erfolgt ist, werden auch Busse nicht mehr durch das Viertel fahren können. Betroffen sind die Linien 5001, 5011, 5012, 5600 und 5919.

Ziel sei, dass der Kampfmittelbeseitigungsdienst Niedersachsen um 13 Uhr mit der Entschärfung beginnen kann und die Evakuierungsmaßnahmen gegen 14 Uhr aufgehoben werden können, erklärte die Stadt.

200.000 Euro Kosten für Sondierungen 

Befürchtungen, ein Blindgänger könnte sich auch unterhalb des Schulgebäudes befinden, hatten sich glücklicherweise nicht bestätigt. Zwar sei durch die Sondierung ein verdächtiger Gegenstand ausgemacht worden, bei der Freilegung sei aber lediglich das Leitwerk einer Bombe ans Tageslicht gekommen. Um an das Objekt gelangen zu können, mussten das Fundament der Schule und die darunter befindlichen Erdmassen auf einer Fläche von zwei mal zwei Metern entfernt werden. "Leider gibt es noch keine Technik, die es ermöglicht, die Objekte ohne Freilegung identifizieren zu können", sagte Oberbürgermeister Ulrich Mädge. Er bezifferte die Kosten für die Sondierung und die Wiederherstellung der durch die Arbeiten entstandenen Schäden an der Schule mit 50.000 Euro. Die Kosten müsse die Stadt selbst tragen, die Kosten für die Kampfmittelräumung übernehme das Land.

Grundlage für die erst jetzt durchgeführte Sondierung sei ein zweiteiliges Gutachten aus der Auswertung von Luftbildaufnahmen der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg, dessen zweiter Teil erst im vergangenen Jahr vorgelegen habe. Da aber habe der Anbau, unter dem jetzt sondiert wurde, bereits gestanden, sagte Mädge. Wie die Stadt weiter erklärte, seien aus dem Gutachten insgesamt 21 Verdachtspunkte ermittelt worden, bislang war nur von 18 Punkten die Rede. Gegenwärtig sei man dabei, diese Verdachtspunkte auf die Flurkarten der Stadt zu übertragen, um genaue Aussagen über die betroffenen Grundstücke machen zu können. 

Auch private Grundstückseigentümer betroffen

Die Stadt geht gegenwärtig davon aus, dass insgesamt sechs Verdachtspunkte auf städtischem Grund und Boden liegen, die übrigen Punkte auf privatem Grund. Die Grundstückseigentümer sollen zeitnah informiert werden. Die Kosten für die Sondierung auf diesen Grundstücken will die Stadt vorab verauslagen, "nur wenn tatsächlich Kampfmittel gefunden werden, müssen die Eigentümer diese Kosten übernehmen, andernfalls übernimmt das die Stadt", sagte Mädge. Aber auch hier gelte, dass die Kosten für die Bergung vom Land übernommen werden.

Zeitnah will die Stadt auch den nächsten Verdachtspunkt auf dem Schulgelände in Kaltenmoor in Angriff nehmen, später sollen dann die weiteren Punkte geklärt werden. Mädge bezifferte die Kosten allein für die Sondierung pro Verdachtspunkt mit rund 10.000 Euro. Auf die Stadt dürften damit zunächst weitere rund 200.000 Euro Kosten zukommen.

Die Schulen im Roten Feld bleiben wie angekündigt morgen geschlossen, die Grundschule Im Roten Felde nimmt am Mittwoch den Unterricht wieder auf. Parallel soll bis Ende der Woche das Loch in der Schule wieder geschlossen werden.