Der ewig Präsente ist zurück

Bildnis des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover wieder im Huldigungssaal

Schöner geht's kaum: Das Gemälde zeigt Kurfürst Georg Ludwig von Hannover vor seiner Krönung 1714 als König von England. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 05.06.2016 - Nun hat er wieder alles im Blick. Kurfürst Georg Ludwig von Hannover hat seinen angestammten Platz im Huldigungssaal des Lüneburger Rathauses wieder eingenommen. Dort, wo traditionell der Rat der Stadt zusammenkommt und über das Stadtgeschehen entscheidet, hatten die Stadtherren anlässlich des Besuchs des Königs 1706 in Lüneburg einen festlichen Saal herrichten lassen, in dem sie ihm ihre Ehrerbietung bewiesen, ihm huldigten. Wegen Renovierungsarbeiten im Huldigungssaal musste sein Bildnis nun mehrere Monate in die Räume der Feuerwehr-Mitte ausweichen. Inzwischen sind die rund sechsmonatigen Sanierungsarbeiten in dem prächtigen Raum, Teil des auf 20 Jahre angelegten Masterplans, abgeschlossen.

Fehlerhafte Stellen an Wand- und Deckenmalereien hatten Experten entdeckt. Außerdem Risse an der opulenten Stuckdecke, teilweise rieselten Teile des Stucks sogar herunter. Warum das so war, weiß Antje Petersen, die bei der Hansestadt für Erhalt und Sanierung des Lüneburger Rathauses, dem größten mittelalterlichen Rathaus Norddeutschlands, zuständig ist: "Die Decke über dem Huldigungssaal wurde um 1955 mit einer Stahlkonstruktion abgehängt, da sich vermutlich bereits zu dieser Zeit Teile des Stucks lösten. Wir hatten vermutet, dass die Schwingungen der Stahlträger auf die Deckenbalken übertragen wurden und das zu den Rissen und Abplatzungen geführt hat. Eine Untersuchung hat aber ergeben, dass die Risse älteren Ursprungs sind. Sie sind bei einer vergangenen Restaurierung schon mal gekittet worden. Durch Bewegungen der Bauteile, etwa thermische Ausdehnung, ist der Kitt wieder herausgefallen."

Nicht nur die Risse ließ die Stadt durch eine Fachfirma ausbessern, auch Fehlstellen an Wand- und Deckengemälden sowie den Rahmen der Kunstwerke ließ sie sanieren. Und dabei machten die Experten eine schöne Entdeckung: Unter der weißen Farbe an der Stuckdecke konnte eine bis dahin verborgene Ölmalerei freigelegt werden.

Seit Mitte Mai sind die Arbeiten in dem Saal abgeschlossen. Nun kann Kurfürst Georg Ludwig von Hannover wieder seiner Lieblingsaufgabe als stiller Beobachter nachgehen.

Die Deckenmalerei zeigt den Triumphzug Caesars. Das Gesicht ist allerdings das des Kurfürsten, eine Anspielung auf seine bevorstehende Krönung. Foto: Stadt Lüneburg

Zur Geschichte des Huldigungssaals:
Als 1706 die Marktfassade des Rathauses umgebaut wurde, konnte der Fürstensaal für diese Zeit nicht mehr genutzt werden. Im gleichen Jahr aber kündigte sich Kurfürst Georg Ludwig von Hannover zur Huldigung an. Er war auf Durchreise nach Großbritannien, wo er später zum König gekrönt wurde. Es musste also ein repräsentativer Raum her und das in Rekordzeit. So entstanden an der Nordseite des Gewandhauses der Huldigungs- und Traubensaal, und ersterer sollte mit vielen Elementen der Preisung des Landesherren ausgestattet werden. Schon über der zweiflügeligen Tür zum Saal befindet sich eine Inschrift, die zur Huldigung diente. Die ovale Deckenmalerei zeigt den Triumphzug Caesars, das Gesicht allerdings ähnelt dem des Kurfürsten, so dass das Gemälde oft als Anspielung auf die bevorstehende Thronfolge Georg Ludwigs in Großbritannien gedeutet wird. Das Portrait des Kurfürsten, das sich heute in der Mitte der Längsseite des Raumes befindet, kam erst später an seinen heutigen Platz. Aufnahmen, die um 1900 entstanden sind, zeigen, dass der Kurfürst den Raum zu der Zeit noch von der Stirnseite aus beobachtete.