Die Opfer der "Kinderfachabteilung"

Erstaufführung des Films "Unnütze Esser. Lüneburg 1945"

Lüneburg, 20.01.2016 - Anlässlich des Holocaust-Gedenktages lädt die "Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg am 26. Januar 2016 um 18 Uhr zum Film "Unnütze Esser. Lüneburg 1945“ als bundesweite, öffentliche Erstaufführung ein. Die Filmpremiere mit anschließender Gesprächsrunde findet im Mehrzwecksaal im Hauptgebäude (Haus 48) der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, Am Wienebütteler Weg 1, statt. Der Abend wird von Regine Schramm, Leiterin des NDR-Studios Lüneburg, moderiert.

"Unnütze Esser. Lüneburg 1945“ ist ein 32-minütiger Dokumentarfilm der Filmakademie Baden-Württemberg über die Lüneburger "Euthanasie“-Maßnahmen, der unter der Regie von Moritz Jakobi entstand. Der Film wurde im Winter 2014/2015 in Lüneburg gedreht und erzählt die Geschichten von Heinrich Herold sowie den Geschwisterkindern Margret und Erika Buhlrich, die in der "Kinderfachabteilung“ Lüneburg ermordet wurden.

Heinrich Herold gehört zu den zwölf Kindern, deren Gehirn-Präparate 2013 auf dem Lüneburger Friedhof Nord-West bestattet wurden. Margret und Erika Buhlrich störten im Bunker bei Fliegerangriffen. Die Mutter wurde denunziert. Daraufhin kamen die Kinder in die Lüneburger Anstalt und lebten dort nur wenige Wochen. Hans-Peter Meiers Großvater arbeitete als Pfleger, deshalb verbrachte er seine Kindheit auf dem Gelände der damaligen Heil- und Pflegeanstalt und erinnert sich. Der Lüneburger Theo Schubert berichtet von seiner Mutter Therese, die er als 18-Jähriger verlor. Sie wurde 1941 aus der Lüneburger Psychiatrie deportiert und in der Tötungsanstalt Hadamar vergast. Weil ihre Urne an die Familie zurückgeschickt wurde und Theo sich über Regeln hinwegsetzte, ist das Grab seiner ermordeten Mutter noch heute auf dem Zentralfriedhof erhalten.

In dem Film "Unnütze Esser. Lüneburg 1945“ berichten Zeitzeugen und Nachkommen über ihre Verluste und die späte Aufdeckung der dunklen Kapitel ihrer Familiengeschichten. Die Historikerin Dr. Carola S. Rudnick gibt Einblicke in die Klärung von Einzelschicksalen und aktuelle Forschungen. Sie erläutert den historischen Hintergrund und das Vorgehen der Mediziner.

An die Filmvorführung schließt sich eine Gesprächsrunde mit den Angehörigen Ulrike Haus und Friedrich Buhlrich sowie den Filmemachern Moritz Jakobi (Regie), Florian Wentsch (Drehbuch) und Marisa Meier (Produktionsleitung) sowie Dr. Carola S. Rudnick von der "Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg an. Der Eintritt ist frei.