Leuphana-Neubau erreicht 91 Millionen Euro

Oberfinanzdirektion: Kosten von Beginn an zu gering angesetzt - Bau wird fortgesetzt - Stimmen aus Lüneburg

Hannover/Lüneburg, 13.02.2014 - Die Kosten für den Bau des neuen Zentralgebäudes der Leuphana Universität Hannover steigen weiter. Auf 91 Millionen Euro hat die Oberfinanzdirektion (OFD) Hannover die voraussichtlichen Gesamtkosten für das Audimax-Gebäude jetzt beziffert. In seinem heute in Hannover vorgelegten Prüfbericht kommt die OFD zu dem Ergebnis, dass die 2011 angegebenen Baukosten von knapp 58 Millionen Euro von vornherein unrealistisch gewesen seien. Niedersachsens Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajic, will an dem Projekt dennoch festhalten.

"Die von Kritikern des Projektes geäußerten Bedenken haben sich leider bestätigt", sagte die Ministerin heute in Hannover. Sie kritisiert, dass die Kosten von Beginn an zu gering angesetzt worden seien. "Wenn die Hochschule heute eine Baukostensteigerung von 18 Millionen Euro einräumen muss, sind davon elf Millionen Euro auf eine sogenannte Unterveranschlagung zurückzuführen", teilte ihr Ministerium nach Bekanntwerden des Prüfberichts mit.

Zusätzlich zur derzeitigen Baukostenschätzung in Höhe von 76 Millionen Euro hat die OFD eine Risikobetrachtung vorgenommen. Die OFD gibt die Risiken mit rund 15 Millionen Euro an. Mögliche Risiken sind beispielsweise noch unbekannte Planungsschwächen oder Kostensteigerungen beim Rohbau. Die Gesamtkosten für das Zentralgebäude könnten demnach auf 91 Millionen Euro steigen. "Dabei gilt jedoch: Risiken können eintreten, müssen aber nicht eintreten", betonte Heinen-Kljajic.

Die Ministerin kündigte an, die Risiken durch Auflagen minimieren zu wollen und fordert das Leuphana-Präsidium auf, eine professionelle Projektsteuerung zu beauftragen. Überdies soll der Stiftungsrat seine Aufsichtspflicht stärker wahrnehmen als bisher. Dazu sei ein Controlling-Beirat beim Stiftungsrat eingerichtet worden. Auch wollen Wissenschaftsministerium und OFD weiterhin an den Baubesprechungen teilnehmen. Alle Einsparpotenziale sollen ausgeschöpft werden, auch seien weitere Auflagen nach Abschluss der Prüfungen nicht ausgeschlossen. "Der 2011 erfolgte Verzicht auf eine Projektsteuerung und auch das mangelnde Controlling waren schwere Fehler", so Heinen-Kljajic.

Stimmen aus Lüneburg

Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Landrat Manfred Nahrstedt zeigten sich erleichtert, dass der Bau weitergeführt wird und bekräftigten, weiterhin zur zugesagten Förderung von zusammen sieben Millionen Euro - 5 Millionen Euro von der Stadt und 2 Millionen Euro vom Landkreis - zu stehen. Zugleich mahnten beide ein externes Kostencontrolling an.

"Es ist sehr ärgerlich, dass die Kosten offenbar nicht seriös kalkuliert waren und sich die Kritik in diesem Punkt und bei der Zeitplanung erhärtet", sagte Mädge. Er unterstütze die Ministerin ausdrücklich in dem Bestreben, dass die Leuphana für ihren Bau ein externes Projektmanagement einrichten soll, er selbst habe diesen Schritt bereits einige Male gegenüber den Verantwortlichen der Universität und auch in Gesprächen mit den früheren Ministern Althusmann und Wanka angeregt. "Hier hat der Bauherr - und letztlich auch wir als künftiger Mitnutzer des Gebäudes - unnötig Zeit verloren." 

Nach Auffassung von Mädge könnten die Mehrkosten aus den zusätzlichen Mitteln für Hochschule und Bildung finanziert werden. Der Bund habe im Koalitionsvertrag zugesagt, ab 2014 die Landesmittel um 150 Millionen Euro aufzustocken. "Der Anteil der Hansestadt Lüneburg bleibt, wie auch schon mehrfach unterstrichen, bei 5 Millionen Euro. Daran ändert sich nichts", so Mädge.

Landrat Nahrstedt: "Wichtig ist mir, dass das Zentralgebäude der Leuphana zügig weitergebaut werden kann, damit es den Studierenden und dem Universitätsbetrieb bald zur Verfügung steht. Wir bleiben bei unserer Zusage, uns als Landkreis Lüneburg mit zwei Millionen Euro an dem Bauprojekt zu beteiligen. An dieser Summe wird sich durch den Prüfbericht der OFD nichts ändern."

Ebenso äußerte sich auch Miriam Staudte, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Niedersächsischen Landtag: "Auch wenn ich nie ein Fan dieses Projekts gewesen bin, bin ich froh, dass die Wissenschaftsministerin sich klar dafür ausgesprochen hat, den Audimax-Bau fertigstellen zu wollen." Diese Fertigstellung sei nur mit einer engmaschigeren Betreuung des Baus durch eine externe Projektgruppe und Controlling möglich. "Diese Kontrolle wurde von der Vorgängerlandesregierung sträflich vernachlässigt. Eine Bauruine direkt an den Eingangstoren der Stadt Lüneburg wäre ein Desaster."